Unterwegs im Koreanischen
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Delightfully Deceitful

"Delightfully Deceitful" überrascht mit einer vielschichtig angereicherten Crime-Story, die im Milieu von Menschen mit außergewöhnlichen Begabungen und Eigenschaften angesiedelt ist. Dadurch erhält sie ihren ureigenen, äußerst reizvollen, stellenweise auch witzig pointierten Anstrich. Allerdings, selbst wenn das Poster anderes andeuten mag: Eine Liebes-Komödie ist es nicht. Auch wenn "Delightfully Deceitful" vor ein wenig Komik hier und da nicht zurückschreckt. Vor intensiven Gefühlen ebenso wenig.

 

Am Anfang stehen die Persönlichkeitsporträts und Beziehungsdynamiken jener ´a-sozialen´ (aufgrund ihrer Eigenarten aus dem gewöhnlichen sozialen Umfeld herausgefallenen) Zeitgenoss*innen, die dann so bunt zusammengewürfelt doch auch wieder eine Gruppe bilden. Im Verlauf entfaltet sich jedoch die komplex verwickelte Crime-Story, die einmal mehr die Frage aufwirft, ob Gerechtigkeit überhaupt auf legalem Weg mit Recht und Gesetz möglich sein kann? Oder ist nicht doch der bewährte Rachefeldzug die erfolgversprechendere Methode der Wahl? Es ist kompliziert. Doch manchmal auch ganz einfach. Die Crime-Story jedenfalls zirkelt um das organisierte Verbrechen. Es geht um skrupellosen Betrug, um viel Geld, (und wie so oft: in letzter Instanz um Macht).

 

Im Vordergrund: Die eigenwilligen, unkonventionellen, kantigen Figuren auf dem Schachbrett. Ganz gleich ob psychopathisch, soziopathisch oder hoffnungslos empathisch, sind sie dann doch (fast) alle recht sympathisch. Selten schwarz oder weiß, hingegen meist in reichhaltigen Grau-Schattierungen. In jedem Fall jenseits der Standardabweichung gesellschaftlich genormter Mittelwerte. 

 

Im Hintergrund des KDrama schwingt dabei die sozialpsychologische Prämisse den Taktstock, dass wir Menschen soziale Wesen sind. Damit erhält die Geschichte, die durchaus lediglich auf der coolen, lässigen Schiene an der Oberfläche temporeich entlanggleiten könnte, jedoch eine angenehm tiefgründige Erdung.

Hier die Prämisse in aller Kürze zusammengefasst: Wir wollen irgendwo dazugehören. Gefühlte Einsamkeit führt dazu, dass wir verkümmern. Eine Sonderstellung in der Gruppe hat in den meisten Fällen fast zwangsläufig eine Form von Ausgrenzung zur Folge. Diese Erfahrung führt jedoch auch zu der Erkenntnis, dass die Regeln der Anderen für mich nicht gelten; außerdem zu dem Gefühl, allein zu sein. Alleine bedeutet auch eine Art Freiheit. Doch alleine bedeutet ebenfalls einsam. In jedem Fall mussten die Betroffenen bereits in jungen Jahren eine Strategie für sich entwickeln, um dem mal mehr und mal weniger stark ausgeprägten Leidensdruck zu entkommen, und mit ihrem für ihre Umwelt befremdlichen Alleinstellungsmerkmal klar zu kommen. (Das ist schon für Erwachsene schwierig genug. Geschweige denn für Kinder...)

 

Das KDrama geht auf die diffizilen Zusammenhänge differenziert und mehrdimensional ein. Es wagt dabei den Spagat, dies mit einer nicht minder komplex verwobenen Crime-Story zu vermengen. So schippert die Story anfangs in Hinblick auf das Genre vielleicht noch eher in nebligen Gefilden, doch mit der Zeit wird die Sicht klarer.

Ich empfehle, kein allzu vorschnelles Urteil über die Protagonist*innen zu fällen... (auch wenn das im Sinne der sozialpsychologischen Prämisse ja durchaus eher der Norm entsprechen würde...)

 

"Delightfully Deceitful" hat einiges zu bieten. Dabei ist es über 16 Episoden stets spannend, intensiv, undurchsichtig, gefühlvoll, auch düster, stellenweise knallhart. Der Soundtrack hebt immer wieder die Stimmung. Zur gelungenen Würzmischung tragen ebenfalls wohlplatziert und pointiert witzige Szenen bei. In sämtlichen Instanzen hervorragende Schauspieler*innen in guter Spiellaune runden das reichhaltige Skript wunderbar ab.

이로운 사기 -  Iro-un sagi
Lit.: Vorteilhafter Betrug

 

2023, 16 Episoden
 

Hauptdarsteller*innen:

-Chun Woo-hee
-Kim Dong-wook

 

Plot:

Krankhaft empathischer Anwalt trifft auf hyperintelligente Betrügerin, die von ihren in den unterschiedlichsten Bereichen ebenfalls weit überdurchschnittlich begabten Kolleg*innen gar als Psychopathin bezeichnet wird. Während der Anwalt vor dem Hintergrund seiner pathologischen Empathie beharrlich an sie glaubt und ihr helfen möchte, setzt ihr Bewährungshelfer einiges in Bewegung, um sie an der möglichst kurzen Leine zu halten. Doch die Betrügerin hat so oder so einen Plan: sie will endlich Rache und mobilisiert dafür ihr altes Team...

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