KDrama nach Themen: Historiendramen
"Road No. 1" ist ein packendes KDrama, das die (weiterhin kriegerisch geprägten) Nachkriegsjahre nach 1945 in Korea aus nächster Nähe betrachtet. Gemeinhin denken wir wohl meist an den Koreakrieg 1950-53, doch für die koreanische Bevölkerung begann der Kampf zwischen Norden und Süden schon viel früher.
Tragische Schicksale gäbe es aus jener Zeit wohl reichlich zu erzählen. "Road No. 1" ist eines davon. Hier gibt es Romance und Bromance vom Feinsten. Bewegend, vor einem Hintergrund mit reichlich Uniformen, Schusswaffen, Granaten, Explosionen, Stacheldraht sowie der Gegend um den 38. Breitengrad und die Road No. 1.
Zum geschichtlichen Hintergrund
Die ´No. 1´ ist die Straße, die Seoul und Pjöngjang verbindet - nach Ende des 2. Weltkriegs 1945 sind dies die beiden größten Städte des zuvor seit 1910 durch Japan als Provinz Chōsen annektierten Korea. Nach der Kapitulation Japans wurde die Provinz Chōsen (ebenso wie das heutige Japan selbst) durch die Alliierten besetzt. Die Sowjetunion und die USA hatten als treuhänderische Verwalter das Land entlang des 38 Breitengrades in zwei Besatzungszonen unterteilt. Die koreanische Bevölkerung war nicht so sehr davon begeistert, (schon wieder) keine staatliche Souveränität zu erhalten.
Mit dem Abzug der Japaner begann das Ringen um die Zukunft des Landes - ein Ringen zwischen verschiedenen Visionen und Perspektiven. Die Alliierten favorisierten die jeweils ihnen genehmen politischen Positionen - Josef Stalin und Mao Zedong mit Kim Il-sung einen kommunistischen Staat, in dem es nur eine politisch aktive Partei geben sollte, die USA für den Süden eine Verfassung im westlichen Stil mit christlich-kapitalistischer Ausrichtung. Es gab jedoch auch eine nationalistische, anti-ausländische Gruppierung innerhalb des Landes, die sich (aus Tradition) insbesondere gegen die amerikanische Besatzung und ihre westlichen Werte zur Wehr setzte: in einem Guerrila-Krieg, der bereits 1946 seine Anfänge nahm. Hieran knüpft Road-No. 1 an. Und das ist auch gut so, denn dieser Aspekt geht in der Geschichtsrepräsentation der westlichen Hemisphäre schon mal verloren...
Dieser Widerstandskampf fühlte sich ideell dem kommunistischen Gedankengut weit näher als dem bis dahin immer noch eher fremden, westlichen Wertesystem. Nur weil der ehemalige Kolonialherr Japan zu den Verlierern des Krieges zählte, musst das ehemalige Joseon deswegen nicht freudig eine 100°-Kehrtwendung hin zur westlichen Demokratie vollziehen wollen... Was das Land, beziehungsweise seine Bevölkerung wollte, wurde tatsächlich nicht gefragt. Zur versprochenen Wahl kam es nicht. Sie war unter die Räder des Kalten Krieges geraten. Für die Sowjetunion und die USA lief Koreapolitik unter Nachkriegsgeschehen und weltpolitischem Muskelspiel. Für das koreanische Volk, das nicht Müde geworden war, auch unter Kolonialherrschaft Widerstand gegen die Unterdrückung zu leisten, ging es jedoch gewissermaßen gerade so weiter. Vom Regen in die Traufe...
Volksrepublik Korea - ein Rohrkrepierer
Mir ist tatsächlich in meinem Geschichtswissen völlig entgangen, dass es VOR der Teilung in ein kommunistisch durch die Sowjetunion und China dominiertes Nordkorea (Demokratische Volksrepublik Korea) und ein durch die USA besetzten Südkorea (Republik Korea) auch eine KOREANISCHE Vision für die Zukunft der Halbinsel gegeben hatte. Nach der Kapitulation Japans wurde zunächst gesamthaft die ´Volksrepublik Korea´ (UNGLEICH die Demokratische Volksrepublik Korea alias Nordkorea) als provisorische Regierung am 12. September 1945 für BEIDE Besatzungszonen proklamiert. Die Grundlage der neuen Verfassung und Regierung sollte aus einem Netzwerk aus Volkskomitees geschaffen werden. Das Programm war radikal sozial. Ziel sollte es sein, die vollständige Unabhängigkeit Koreas und ein demokratisch regiertes öffentliches Leben für ein freies Volk zu etablieren.
Im Norden wurde die Volksrepublik von den kommunistischen Besatzern (aufgrund der ähnlichen Gesinnung sozusagen mühelos) ´ernst´ genommen. Im Süden jedoch kontrollierten die Militärs in rigoros antikommunistischer Gesinnung (und ansonsten zunächst noch ohne Plan) das politische Geschehen. Den USA passte diese kommunistisch-affine politische neue Gesinnung für die Halbinsel natürlich gar nicht. Sie gingen so weit, die Volksrepublik (rein wegen ihres kommunistischen Gedankengutes) in ´ihrem´ Süden gar zu verbieten. Dies schürte Unmut... und da war er wieder: der Widerstand.
Nationaler Aufstand
1946 markiert der sogenannte Herbst Ernte Aufstand den Beginn des öffentlichen, teils massiven Widerstands, der 1947 weitere Formen annahm und schließlich 1948 in einen nationalen Aufstand mündete. Die USA mussten darauf schnell reagieren und so sponsorten sie bei den Wahlen zur ersten ´Republik Korea´ im August 1948 das für sie kleinere Übel: den autokratischen Rhee Syng-man. Der war zwar den USA nicht prinzipiell freundlich gestimmt, auch nicht begeisterter Demokrat oder gar Verfechter von Menschenrechten, doch opportunistisch genug, auch im Sinne der USA zu kooperieren. Außerdem war er anti-japanisch und anti-kommunistisch. Südkorea bekam eine Verfassung westlicher Prägung, hatte sich dementsprechend fortan auch an christlichen und kapitalistischen Werten zu orientieren. Nachdem der Süden gewählt hatte, musste der Norden natürlich nachziehen (mit der Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea).
Das koreanische Volk war nun politisch, räumlich, wirtschaftlich und sozial getrennt, sowie durch Propaganda gegeneinander aufgehetzt zum Spielball weltpolitischer Muskelspiele degradiert. Im Norden konzentrierten sich Industrie, Rohstoffe und Energieversorgung, im Süden zwei Drittel der insgesamt 30 Millionen Koreaner*innen. Und die wehrten sich zunächst massiv gegen die Bevormundung durch das amerikanische Militär. Zwischen 1948 und 1950 kämpften Guerrillas gegen Militär und Polizei der südkoreanischen Republik - rund 7.500 offizielle Sicherheitskräfte und rund 34.000 Zivilist*innen haben ihr Leben gelassen, bevor der eigentliche Koreakrieg überhaupt begonnen hatte. Die Menschen strebten nach Einheit. Doch politisch gab es da nur ein Entweder-Oder (Kommunismus vs. Ultra-Nationalismus).
Koreakrieg mit internationaler Beteiligung
1950 nutzte Kim Il-sung die diffizile Lage im Süden und seine militärisch-materielle Überlegenheit, um das Land in seinem Sinne zu einen. Rhee Syng-man ließ sein Militär dagegenhalten so gut es irgendwie ging, bis mit internationaler Einmischung der UN unter Leitung der USA die Nordkoreanische Armee tatsächlich zurückgedrängt werden konnte. Denen eilte jedoch in Anbetracht der neuen Situation bzw. der globalen Dimension nun China zu Hilfe. Es wurde erbittert gekämpft, zu Land und zu Wasser. Am Ende steht der bis heute gültige Waffenstillstand mit dem Zugeständnis vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, dass es weiterhin die Republik Korea im Süden und die Demokratische Volksrepublik Korea im Norden geben wird.
Nachdem 2 Millionen Zivilist*innen und rund 1 Million koreanische und chinesische Soldaten sowie rund 40.000 UN-Soldaten ihr Leben gelassen hatten, blieb doch alles, wie es war: ein geteiltes Land, das um seine autonome Souveränität betrogen worden war, bevormundete Koreaner*innen, eine gespaltene Identität und getrennte Familien.
로드 넘버원 - Rodeu Neombeowon
Lit.: Road No. 1 (anglizistisch)
2010, 20 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
-So Ji-sub
-Kim Ha-neul
-Yoon Kye-sang
-Choi Min-soo
Plot:
Lee Jang-woo ist der Sohn eines Bediensteten im Hause einer reichen Familie. Seine Leidenschaft ist das Zeichnen - genau genommen skizziert er am Liebsten und eigentlich ausschließlich Kim Soo-yeon, die Tochter des Hauses. Mit der Zeit hat er ein Heft voller unterschiedlicher Porträts von seiner Liebsten. Die beiden werden ein Paar, doch dann wird er eingezogen, um gegen die kommunistischen Guerillas zu kämpfen. Er verspricht ihr, ganz bestimmt zurückzukehren und sie dann zu heiraten.
Seine Einheit überlebt nicht, er hingegen schon. Soo-yeon will sich in Anbetracht des vermeintlichen Todes ihres Liebsten schon verzweifelt von der Brücke stürzen, da rettet sie Shin Tae-ho, seines Zeichens ein Soldat mit vorbildlichem Abschluss an der Militärakademie. Er wirbt beharrlich um sie und letztlich willigt sie ein, ihn zu heiraten. Da kehrt unvermittelt Jang-woo nach langem Krankenhausaufenthalt ins Dorf zurück.
Die drei haben keine Zeit, ihre Gefühle zu sortieren, denn es ist der Tag, an dem Nordkorea seine Panzer auf der Road No. 1 in Richtung Seoul schickt. Da Jang-woo immer noch seine Uniform trägt wird er in Anbetracht der Situation unmittelbar der Einheit von Tae-ho zugewiesen. Die beiden Rivalen sehen sich von-jetzt-auf-gleich mit dem Rest ihrer Truppe inmitten eines Bruderkrieges, mit dem sie klar kommen und den sie zuerst einmal überleben müssen, bevor sie Beziehungen klären können. Und auch Soo-yeon versucht so gut es geht, ihrerseits als Ärztin, die Kriegsjahre zu überstehen - unter Verdacht, eine Sympathisantin der Kommunisten zu sein und nach einem kurzen Urlaubsbesuch von Jang-woo zudem schwanger...