Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

Suspicious Housekeeper

In finanziell besser gestellten Kreisen ist es in Südkorea durchaus üblich, eine Haushaltshilfe zu beschäftigen. So auch in "Suspicious Housekeeper".  Aufgrund dieses speziellen beruflichen Settings (und weil das Genre irgendwie schwer zuzuordnen ist) platziere ich das KDrama unter "Bildung und Arbeitswelt".

 

Wer meint, dass hier eine Art "Ich heirate eine Familie" präsentiert wird, der irrt. Die Geschichte ist überraschend spannend und komplex, mit einer undurchschaubaren Hauptfigur und ihrer geheimnisvollen Vergangenheit. Im Grunde handelt es sich um einen Thriller. Zugleich jedoch bietet die Story auch rund um moderne Erziehungskonzepte reichlich Stoff zum Nachdenken und/oder Mitfühlen. In jedem Fall fällt die Geschichte aus dem Rahmen des üblichen KDrama-Allerlei. Am Rande gewinnt man/frau zudem einiges an Eindrücken vom Leben der Mittelschicht, von den Schwierigkeiten Alleinerziehender (wobei Männer es da etwas besser haben, als Frauen), vom Mobbing an Schulen oder von übergriffigen Schwiegereltern.

 

Ein zentraler Handlungsstrang dreht sich um das Jetzt: die Anstellung von Park Bok-nyeo in einer Familie mit alleinerziehendem Vater und 4 Kindern, die an ihrer traumatischen jüngerer Vergangenheit zu schaffen haben - die Mutter hat sich umgebracht. Der zweite zentrale Handlungsstrang wirkt im Hintergrund und beschäftigt sich mit Bok-Nyeos eigener traumatisierenden Vergangenheit, die ihr Verhalten bis heute prägt. Es bleibt nicht aus, dass sich beide Stränge schließlich ineinander verstricken.

 

Choi Ji-woo repräsentiert in einer Meisterleistung die Haushälterin Park Bok-neyo. Besonnen, gleichmütig, geduldig und diszipliniert erfüllt sie ihre Aufgaben. Stets klar abgegrenzt, ohne dabei (in 20 Folgen) je eine Miene zu verziehen! (Ok, vielleicht einmal...) Zwar kann sie sich hinter ihrer Rolle als Haushälterin gut verstecken und in dieser Zeit ihrer eigenen inneren Leere entkommen. Doch sie ist selbst emotional gebrochen und in ihrer Beziehungsfähigkeit eingeschränkt. Ihre eigene traumatische Vergangenheit holt sie nun ein und droht auch ihr gegenwärtiges Leben erneut aus den Angeln zu heben. Doch inzwischen ist sie älter, reifer und versucht, ihrem Schicksal emotional gestärkt und entschieden gegenüberzutreten oder gar zu entkommen. Der Weg dahin ist gespickt mit psychologisch und pädagogisch wertvollen Interventionen im Alltagsleben aller Familienmitglieder ihres Arbeitgebers, an denen sie selbst ebenfalls wachsen kann. Das ist nicht kitschig, bietet aber durchaus berührende, auch witzige und sehr ernste Momente. Und ich sage es gleich: es handelt sich hier nicht um eine Lovestory.

 

"Suspicious Housekeeper" bietet eine eigenwillige Mischung aus verschiedenen Genres, die in sich stimmig zu einem neuen Ganzen zusammengefügt werden. Bis zum Schluss ist ein hoher Unterhaltungswert mit Tiefgang geboten. Alle, bis hin zu den 4 Kids, tragen zum lebendigen Eindruck des Gesamtkunstwerks bei. Ich gebe dafür das Prädikat "wertvoll".

수상한 가정부 - Susanghan Gajeongbu

Lit.: Verdächtige Haushälterin

 

2013, 20 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Choi Ji-woo
-Lee Sung-jae
-Wang Ji-hye
-Kim So-hyun

 

Plot:

Die Gyeol Familie hat ihre Mutter verloren. Sie hat sich umgebracht. Die vier Kinder bleiben nun mit ihrem Vater zurück, der hin und hergerissen ist zwischen der Verantwortung gegenüber der Familie und seiner Geliebten. In jedem Fall ist er dem Haushalt nicht gewachsen und benötigt eine Haushaltshilfe. Seine Kinder machen es jedoch stets schwer.  

 

Das Leben aller ändert sich, nachdem sich Park Bok-nyeo vorstellt und in stoischer Ruhe anfängt, für Ordnung zu sorgen - sowie letztlich die Beziehung zur verstorbenen Mutter und Ehefrau hilft, zu heilen. 

 

Das wäre eine Geschichte für sich. Doch diese greift in eine zweite, jene von Park Bok-nyeo selbst. Dazu werde ich hier nicht viel schreiben. Nur so viel: Sie kann ihre eigene Geschichte über das Familienleben erzählen, und das ist keine schöne. Ihre tiefen, sehr widersprüchlichen Gefühle in diesem Zusammenhang hat sie (auch vor sich selbst) hinter einer Maske aus Indifferenz verborgen. Ihr Credo ist es, Befehle ihrer Arbeitgeber*innen bedingungslos auszuführen. So macht sie sich frei von Verantwortung. Damit erinnert sie manches Mal mehr an einen Roboter als an einen Menschen. Nicht nur einmal treibt sie diese Haltung des blinden Gehorsams fast auf die Spitze. Aber tat sie es tatsächlich "blind" und unverantwortlich? Oder doch eher im Sinne einer paradoxen Intervention? Jedenfalls schlummert hinter der reglosen Mimik und distanzierten Fassade der Haushälterin, auch wenn sie einmal emotional gebrochen wurde, immer noch eine umsichtige, mitfühlende Frau mit gesunden, mütterlichen Instinkten... und auch ein brodelnder Vulkan... 

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