Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Beispiele für KMovie

Thread of Lies

Über "Thread of Lies" habe ich im Vorfeld viel Gutes gelesen. Es hat nur etwas gedauert, bis ich das KMovie selbst sehen konnte. Im Grunde ist all das Lob schon ausgesprochen und ich müsste eigentlich nicht auch noch eine Review darüber schreiben. Wollte ich zunächst auch nicht. Dennoch! Die an sich traurige Geschichte ist so wunderbar raffiniert erzählt, in Szene gesetzt und gespielt! Trotz harter Kost ist die Grundhaltung positiv und licht. Die komplexen, komplizierten sozialen und emotionalen Mechanismen werden so gefühlvoll auseinander dividiert und aufbereitet! Ich kann nicht anders, als selbst auch noch ausdrücklich lobende Worte für "Thread of Lies" zu finden!  

 

Prädikat besonders wertvoll! Absolut sehenswert! Tolle Leistung.

Die Charaktere, ihre Motive und Hintergründe, ihre widerstreitenden Gefühle, das Grau in den Schatten, das Licht in der Finsternis, das alles kommt mehrdimensional, fast zum Anfassen daher. 

 

Die ältere Schwester macht sich auf die Suche, ermittelt die wahren Gründe für den Suizid ihrer jüngeren, 14jährigen Schwester. Wir mit ihr. Da gibt es Spuren. Verdachtsmomente. Schuldige. Schuld. Scham. Wohin das Auge reicht... ...bis hin zum eigenen Blick in den Spiegel. Doch der Zeigefinger ist da nicht etwa erhoben. Vielmehr wird da die Hand gereicht. Stark!

Es geht nicht um Anklage und Schuldzuweisung oder Rechtfertigung und Verteidigung. Es ist wie es ist. Es war, wie es war. DAS anzuerkennen als das, was es ist. Hinzusehen. Einzusehen. (Nicht Schönreden. Nicht Rausreden.) Den eigenen Beitrag jedes/r einzelnen anzuerkennen. Darum geht es. Um daraus etwas für sich zu lernen? Im besten Fall! 

 

Bullying oder Mobbing ist hier mal nicht an Schläge und physische Gewalt geknüpft. Es sind vielmehr die psychischen, manipulativen, fies versteckten, schwer zu durchschauenden sozialemotionalen Mechanismen, die hier äußerst gefühlvoll, nachvollziehbar durchexerziert werden. Ein junger Mensch wird in die innere Isolation gedrängt - in einem Alter, in dem die Peergroup nun mal wichtiger wird als die Familie. Freundschaft, Abhängigkeit, Missbrauch - die Grenzen sind noch nicht so klar. Es sind eben noch ´Kinder´. Kinder, mit vielleicht hohen Idealen an Freundschaft, jedoch noch ohne rechte Erfahrung damit. Freundschaft ist zunächst noch ein bedeutungsschwangeres Wort. Ein Konzept, an das hohe Erwartungen, Hoffnungen und Sehnsüchte geknüpft sind. Etwas, ohne das diese (jugendliche) Welt nicht zu ertragen ist.

 

Im Kontrast dazu gibt es Eltern, die es besser wissen, und sich dennoch wegducken. Mobbingopfer, die irgendwie überlebt haben. Eltern, die in ihrer eigenen Welt absorbiert sind. Und mittendrin verabschiedet sich ein junger Mensch von dieser Erde. In aller Klarheit. Und doch verzweifelt. Hilflos. Ein 14jähriges Mädchen verabschiedet sich aus einer Welt, in welcher der größte Vertraute für das, was sie zutiefst bewegte, eine zufällige Begegnung ist...

 

Komplex, dabei zeitlich non-linear aufbereitet. Kompakt und doch ausdifferenziert. Die Tragik des Unspektakulären wird durch die eher subtil spannende Aufbereitung noch intensiviert. Bewegend, deswegen aber nicht übermäßig emotional erzählt. Und was soll ich sagen... die Story schafft es glaubwürdig, dass man/frau selbst der bitterbösen Täterfigur nicht böse sein kann. Nicht so zumindest, wie man/frau gerne wollen würde... 

 

Fantastisch, der rote Faden - in jeder Hinsicht.

 

 

 

 

PS:

Die Grundlage lieferte der Roman "Elegant Lies" von Kim Ryeo-ryeong aus dem Jahr 2009.

Die Filmproduktion war eher low im Budget, und hatte so ihre Startschwierigkeiten, da das Thema insbesondere in Südkorea so heikel ist. Das KMovie jedoch strafte die Zweifler  Lügen. Die Kinokassen klingelten überraschend erfreulich. Es wurden sogar eigens ´barrierefreie´ Versionen (mit Erzählerstimme und detaillierten Untertiteln) gezeigt. Die Resonanz war enorm und durchweg positiv.

 

 

 

 

PPS:

Das Thema MOBBING/BULLYING  an Schulen ist in unzähligen KDramen fast wie selbstverständlich gegenwärtig. Ausdrücklich im Mittelpunkt des Plots steht es jedoch, für diejenigen, die es interessiert, ebenfalls z.B. in:

우아한 거짓말 - Uahan Geojitmal
Lit.: Elegante Lügen
 
2014, 117 minutes
 
Hauptdarsteller*innen:
-Kim Hee-ae
-Go Ah-sung
-Kim Yoo-jung
-Kim Hyang-gi
-Yoo Ah-in 
 
Plot:
Völlig unvermittelt begeht die jüngste von zwei Töchtern der verwitweten Hyun-suk Suizid. Man-ji, die ältere Tochter, macht sich schließlich auf die Suche nach Erklärungen. Sie kann den Tod nicht so stillsschweigend hinnehmen, als wäre es eine zwar nicht so schöne, aber dennoch irgendwie selbstverständliche Sache. Hat sie etwas übersehen? Hätte sie es verhindern können? Wer trägt die Schuld am Tod ihrer kleinen Schwester, die doch der sorgenfreie Sonnenschein der Familie war?
 
Je mehr sie recherchiert, desto klarer wird, dass Hwa-yeon, die einzige ´Freundin´ ihrer Schwester, ein sehr eigenwilliges Konzept von Freunschaft hat. Dass der einzige wahre Vertraute ihrer Schwester ein Fremder war. Und dass ihre Schwester vor aller Augen unbemerkt an einer schweren Depression gelitten hatte.
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