Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ

Kairos

Bei den Seoul International Drama Awards 2021 erhielt "Kairos" den Award des ´Outstanding Korean Drama´. Verdient! Für die Spannung, das komplexe und doch stringente Skript, für die passionierten Darsteller*innen, sowie allem voran für die intelligente Auseinandersetzung mit der ´Zeit´ als Dimension menschlichen Seins - als Phänomen, Chance und Herausforderung - gebe ich das Prädikat "besonders wertvoll".

 

Kairos bezieht sich auf eine Gottheit der Antike, durch die damals der günstige Zeitpunkt (für Veränderung) personifiziert wurde. Kairos stand Gott Chronos gegenüber - die personifizierte Chronologie der Ereignisse in der Zeit. Heute gilt Kairos als ein abstraktes Konzept für den ´entscheidenden Moment´, um die Ereignisse zu beeinflussen. Dieses Konzept rückt hier in den Mittelpunkt der dramaturgischen Komposition.

 

Man/frau muss nur in den (unbewölkten) Nachthimmel blicken. Was es dort zu sehen gibt, liegt bereits in der Vergangenheit. Jeder Stern, jeder Planet - alles stammt aus einer je anderen Zeitrechnung, die Sekunden, Minuten oder länger zurück liegt. Für diese Sterne ist der entscheidende Moment bereits vorüber. Und doch sehen wir sie JETZT und das JETZT ist für uns auf dieser Erde die existenzielle Realität. Darin bewegen wir uns. In "Kairos" wird dies statische JETZT hier und dort aufgebrochen. Dieses und jenes JETZT ist miteinander verbunden - symbolisiert durch nur 1 Minute, jeden Tag zur selben Zeit, vermittelt über eine Smartphone. Und diese 1 Minute kann das Leben in dem einen und anderen JETZT verändern.

 

Wer es lieber weniger abstrakt mag: dieses KDrama ist auch einfach nur ein bis zuletzt origineller, spannender Thriller mit allem, das das Herz begehrt. (Ok, es erzählt keine Lovestory...). Dabei ist man/frau auch abgrundtief im Koreanischen unterwegs - rund um die durch machthungrige Jaebeol dominierte, lukrative Immobilienwirtschaft...

 

Beim ersten Anlauf war mir die hochpolierte, abstoßend arrogante Business-Welt des Protagonisten Kim Seo-jin in den ersten Szenen etwas zu viel und ich bin wieder ausgestiegen. Zu früh, wie ich inzwischen weiß. Mein Tipp: Unbedingt dran bleiben. Es lohnt sich!

카이로스 - Kairoseu

Lit.: Kairos

 

2020, 16 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:
-Shin Sung-rok
-Lee Se-young
-Ahn Bo-hyun
-Nam Gyu-ri
-Kang Seung-yoon

 

Plot.:
Kim Seo-jin geht völlig in seiner Arbeit als Architekt und leitender Angestellter des Bauunternehmens Yujung auf ... und hat darüber den Bezug zum alltäglichen Leben verloren - wenn da nicht seine Tochter Da-bin wäre. Als diese jedoch entführt wird und kurz darauf auch noch seine Frau verzweifelt von der Brücke springt, wird er mit einer Leere konfrontiert, die seine Arbeit nicht füllen kann.

 

Han Ae-ri lebt ein einfaches Leben, studiert und arbeitet als Nebenjob in einem kleinen Supermarkt an der Ecke, um Geld für die Herzoperation ihrer Mutter zu verdienen. Als das Krankenhaus einen geeigneten Spender gefunden hat, ist die Freude groß. Doch die Verzweiflung folgt auf den Fuß, denn die OP kann letztlich nicht stattfinden und die Mutter verschwindet ohne jede Spur aus dem Krankenhaus.

 

Sei-jin und Ae-rin kennen einander nicht, doch trauern beide um ihre Liebsten und weigern sich, ihr Schicksal zu akzeptieren. Sie wissen es noch nicht, doch ihr Schicksal ist miteinander verbunden - ganz konkret durch Ae-rins Handy, das in Seo-jins Hände gefallen ist. Auf der Suche nach ihrem Smartphone antwortet Sei-jin. Allerdings lebt er 1 Monat in Ae-rins Zeit voraus. Es dauert eine Weile, bis die beiden dahinter kommen, dass sie sich auf verschiedenen Zeitschienen bewegen, versetzt. Schließlich einigen sie sich, dass sie einander helfen, indem sie jeweils in ihrer Zeit versuchen, das Schicksal zum Guten zu wenden: Ae-ri will die kleine Da-bin retten und Sei-jin die Mutter von Ae-rin aufspüren.

 

1 Minute - jeden Tag zur selben Zeit - steht Ae-rin und Sei-jin zur Verfügung, um per Telefon über die Zeit eines Monats hinweg die Weichen für einen neuen Verlauf der Geschichte zu stellen. Das gestaltet sich jedoch nicht so einfach und so mancher Plan geht letztlich nicht auf, denn es sind darin mehrere Menschen verwickelt und Menschen sind keine Schachfiguren. Vielmehr treffen sie ihre eigenen Entscheidungen - in jedem Moment, immer wieder aufs Neue... alle haben ihre Gründe, die bis in ihre (am liebsten verdrängte) Vergangenheit zurückreichen. Und bereits dort sind ihre Schicksale miteinander verknotet. Jene Knoten (damals) müssen/können/wollen (heute) gelöst werden, um das (weitere) Schicksal zu verändern...

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