Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

Battle for Happiness

"Battle for Happiness" basiert auf einem gleichnamigen Roman. Die Schriftstellerin hat dazu nun auch selbst das Drehbuch für ein KDrama im PayTV geschrieben. Die Geschichte bietet erfreulich viel Substanz mit Einblick in die wahren Gefühlswelten unter schillernder Oberfläche. Starke Frauen, die dann aber doch auch ihre wunden Punkte haben, prägen eine starke Story. Hut ab!

 

Das Handlungsfeld ist die elitäre Welt elitärer Gangnam Mütter im elitären (fiktiven) Gangnam Wohnblock Herinity. Doch auch wenn die Damen es in die obere Liga der Gesellschaft geschafft haben mögen, indem sie einen Anwalt oder Arzt geheiratet haben oder auf andere Weise über Vermögen verfügen, so sind sie noch lange nicht glücklich - auch wenn sie fast alles dafür tun, dass es so aussehen mag.

 

Vielleicht könnte man/frau sagen, das KDrama ist mal wieder eine Abrechnung mit dem zweifelhaften Konzept, das den strahlend schimmernden, äußeren Schein dem wahrhaftigen, aufrichtigen Sein den Vorzug gibt. Aber das ist dann doch recht abstrakt. "Battle of Happiness" hingegen ist sehr konkret. Die Glücksschlachten, die hier geführt werden, finden im Schlamm der verborgenen Geheimnisse und Schwächen der Protagonistinnen statt. Das ist schmutzig. Das ist gemein. Das ist hinterhältig. Das ist auch grausam. Doch darum geht es. Die gesellschaftliche Kulisse prägen Leistungsdruck und Konkurrenz um die Pole-Position im Rennen um die obersten Plätze in der Gesellschaftspyramide. Doch dies ist tatsächlich nur die Kulisse. Um die Kinder geht es eher weniger. Sie sind Ornament ihrer Mütter. Die Mütter hingegen stehen im Scheinwerferlicht - wohlhabende, erschreckend machtvolle, einflussreiche Frauen. Verletzliche Menschen nichtsdestotrotz.

 

Zugegeben, anfangs war ich mehrfach versucht, auszusteigen - so falsch, so verlogen, so berechnend - kaum auszuhalten, diese Zicken :-) ...dabei werden äußerst gelungen (aber auch kaum auszuhalten...) die Sozialen Medien in ihrer Funktion, das eigene Leben nach außen etwas glorreicher aufzupeppen, in das dramaturgische Gesamtgefüge eingebaut. Ich bin dann letztlich doch dran geblieben, denn bei all dem Zickenkrieg schwingt doch bereits die tiefergehende Erdung der Story mit, deren Charisma sich dann voll entfalten darf.

 

Tatsächlich bin ich froh, dass ich dran geblieben bin, denn die Story hat eine spannende Berg- und Talfahrt der Vermutungen und Verdächtigungen zu bieten. "Battle of Happiness" entpuppt sich unvermittelt als fesselnder Krimi, in dem eine unscheinbare Privatperson die Ermittlungen selbst in die Hand nimmt. Doch was mich persönlich noch viel mehr anspricht, das ist die Selbstverständlichkeit, in der das KDrama mir wieder einmal die Hand reicht für das Mitgefühl - auch mit der schlimmsten unter den Teufelinnen: jener Dame, die anfangs als die inkarnierte Höllenfürstin in Designerkleidern die Gemüter reihenweise in Wallung versetzt... 

Die Psychogramme graben durchweg tief in den verborgenen Gefühlswelten so mancher Dame (und auch der Herren sowie mancher Kinder). Die Damen rocken dabei die Show. Sie sind Mütter, Ehefrauen oder auch nicht. Jedenfalls kommt man/frau an ihnen nicht vorbei. Und sie kommen ihrerseits nicht dran vorbei, sich ihren eigenen wunden Punkten zu stellen, die sie reihenweise einholen.

 

Diese Gefühlsschlachten gelingen nur mit offenem Visier. Im besten Fall werden sie zu den eigentlichen Glücksschlachten, da sie zu ihren jeweils eigenen, ganz persönlichen Fragen und Wahrheiten führen - was ist denn nun WIRKLICH entscheidend in meinem Leben? Es kursiert da unter den Damen eine zweifelhafte mathematische Gleichung, die in etwa besagt: ´das Ausmaß an Unglück, das ich jemand anderem bereite, wird zum Faktor für mein Glück.´ Doch, auch wenn ich in Mathe keine Leuchte bin: wenn ich noch so viel mit Null multipliziere, bleibt da meines Wissens dennoch die Null... Eigentlich gilt es für die Damen, an DIESER Stelle in der Gleichung (der Null!) zu arbeiten...

 

... und so manch eine nutzt die Chance. Indem eine Außenstehende in die abgehobene Welt der Gangnam Damen eindringt, die von all den elitären Glücks- und Konkurrenz-Konzepten nicht viel hält, sondern sich arglos auf die Suche nach dem/der Täter*in begibt, bekommen alle Damen im Umfeld des Opfers die Chance, ihre jeweilige Glücksgleichung wahlweise zu korrigieren. 

 

Ich hätte das zwar anfangs nicht gedacht, doch "Battle of Happiness" zählt in meinen Augen eindeutig zu den besseren, substanzielleren Produktionen, die 2023 bislang zu bieten hat. Vergleiche mit bestehenden KDrama Produktionen, die im ähnlichen Milieu angesiedelt sind und/oder in ähnlicher Weise im Schlamm der schillernden Elite waten, mögen sich vielleicht aufdrängen. Doch "Battle of Happiness" erzählt seine eigene  Geschichte! Und die ist in meinen Augen durchaus sehenswert.

 

Die meisten von uns mögen in solch exklusiven Welten nichts verloren haben. Allerdings, anderen (und uns selbst) etwas vormachen wollen, sich besser fühlen, wenn es anderen schlechter geht, schon mal anderen etwas antun, was man/frau selbst keinesfalls angetan bekommen möchte... vor diesen menschlichen Regungen ist wohl kaum eine/r sicher. Wenn man/frau das exklusiv Elitäre drum herum abzieht, vom dem sich viele Zuschauer*innen wohl lässig distanzieren können, dann bleibt imme noch die biestige Versuchung, die in uns allen stecken mag. Wir lassen das Biest in uns vielleicht/hoffentlich nur nicht so hemmungslos aus dem Sack... 

 

Für die intelligente Annäherung an die Problematik und dann doch auch undurchsichtige Aufbereitung der unterschiedlich geprägten Beziehungsdynamiken der Protagonist*innen untereinander gebe ich das Prädikat "wertvoll".

행복배틀 - Haengbokbaeteul

Lit.: Glücksschlacht

 

2023, 16 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:
-Lee El
-Jin Seo-yeon
-Cha Ye-ryun
-Park Hyo-joo
-Woo Jung-won

 

Plot:

Unter den Müttern der Gangnam Wohnsiedlung Herinity wird die alte Frage "Wer ist die Schönste im ganzen Land" in zeitgemäßer Weise täglich neu gestellt: Wer führt das strahlenste, glücklichste Leben?

 

Die Posts in den Sozialen Medien bringen es ans Licht... Mit allen Mitteln wird an der perfekten Inszenierung eines perfekten Lebens gebastelt. Bis eine stirbt. Und wehe, wenn nun eine andere, die mit all diesen Spielchen nichts zu tun hat, auszieht, die Wahrheit ans Licht bringen zu wollen... Das ist für keine der beteiligten Damen spaßig, denn es gibt zu viele Lügen - ganz gleich wohin das Auge reicht...

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