KDrama nach Themen: Crime & Politics
"Through the Darkness" geht einen experimentellen Weg innerhalb des Krimi-Genres. Es handelt sich dabei um die Serienadaption der Autobiographie des ersten südkoreanischen Spezialisten für kriminalpsychologische Fallanalysen Kwon Il-yong - über seine Pionierarbeit zum Profiling von Serienkillern. Seine umfangreiche Recherchearbeit war durch die Methoden seines amerikanischen Vorbilds Robert Ressler vom Behavior Analysis Team des FBI inspiriert, der auch zur Einführung des Begriffs ´Serienmörder´ beigetragen hat. Im Original lautet der Titel "Die in den Herzen des Bösen lesen". Dementsprechend dreht sich die Story im Wesentlichen um die Annäherung des jungen Ermittlers an eine ´neue´ Form kriminalistischer Arbeit: Serienkillern und ihren Motiven, Hintergründen und Absichten auf die Spur zu kommen, unterscheidet sich von der bis dahin (1990er Jahre) gängigen Polizeiarbeit, da die Auswahl ihrer Opfer auf den ersten Blick willkürlich erscheinen, Motive nicht unmittelbar erkennbar sind und ihr ´Gewinn´ der Tat hauptsächlich psychologisch absonderlicher Natur ist. Um diese psychologischen Prozesse nachvollziehen zu können, musste zunächst auf der Grundlage von umfassenden Verhaltensanalysen eine Datenbank bekannter psychologischer Täterprofile erstellt werden. Dahinter steckt einen Menge Fleißarbeit. Gut ein Jahrzehnt dauerte es, bis auch in Südkorea trotz reichlich Gegenwind eine eigene Einheit für operative Fallanalyse nach amerikanischem Vorbild geschaffen werden konnte.
"Through the Darkness" handelt von der Annäherung an die düstersten, abgründigsten Gefühls- und Gedankenwelten brutalster Serienmörder. Experimentell ist die Story zwar auch in Hinblick auf die Profiling-Pionierarbeit selbst. Was das KDrama angeht meine ich damit jedoch hauptsächlich die Art, wie die realen Fälle aufgearbeitet und präsentiert werden. Es gibt in dem Sinne keinen vordergründigen Plot über die Geschichte der Protagonist*innen (geschweige denn eine Romanze). Dennoch entwickeln sich die Beziehungen unter den Kolleg*innen über die Zeit. Es ist nicht im Sinne eines Thrillers ´spannungsgeladen´, denn die Täter sind zumindest den Zuschauer*innen stets im Vorfeld schon bekannt. Gemeinsam mit dem Ermittlerteam machen wir uns allerdings auf, das Verhalten verstehen zu lernen, um ein ´Pack-An´ für die Aufklärung und Inhaftierung zu bekommen. Das ist durchaus faszinierend und fesselnd. So steigen die Zuschauer*innen zwangsläufig ebenfalls in die psychischen Welten ein, die jeglicher Menschlichkeit zu entbehren scheinen, und lernen, das Muster der losen Fäden zu bergreifen.
Am Anfang waren die Täter auch Menschen. Jetzt nicht mehr? Wann hat sich da etwas entscheidend geändert und warum? Die existenziellen Fragen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Dunkelheit, die sich dem Protagonisten im Laufe seiner Feldforschung aufdrängen, gehen auch an den Zuschauer*innen nicht vorbei. Kim Nam-gil verkörpert den einsamen Weg des Profilers minimalistisch, eindringlich und überzeugend. Packend! Aber nicht im klassischen Sinne aufregend. Eindringlich. Tief. Slow Food for Thought. Prädikat "wertvoll". Doch wohldosiert zu genießen (Risiken und Nebenwirkungen für das Gemüt derer, ´die in den Herzen des Bösen lesen´, sind nicht ausgeschlossen...).
악의 마음을 읽는 자들 - Agui Maeumeul Ilgneun Jadeul
Lit.: Die in den Herzen des Bösen lesen
2022, 12 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
-Kim Nam-gil
-Jin Seon-kyu
-Kim So-jin
-Kim Won-hae
Plot:
1990er Jahre. Eine Reihe von brutalen, scheinbar willkürlichen Serienmorden hat die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Da sind die soliden Kriminalpolizist*innen unterschiedlichster Ränge und dort ein Mini Team aus drei Sonderlingen, die inspiriert durch die amerikanische kriminalpsychologische Verhaltensanalyse eine Spezialeinheit für Serienmörder aufbauen wollen. Zunächst werden die stetigen Interviews und Besuche bei inhaftierten Serientätern von den Kollegen nur belächelt. Von Fall zu Fall lernen Song Ha-young und Kook Young-soo aus ihren Feldforschungen jedoch immer besser zu abstrahieren und vor diesem Hintergrund fallspezifische Täterprofile zu erstellen. Diese drängen sie den leitenden Ermittler*innen anfangs geradezu gegen deren Willen auf. Doch der Erfolg überzeugt. Zwischen den Einheiten entwickelt sich stolpernd und tastend eine konstruktive Teamarbeit. Über die Jahre und Fälle hinweg (5 tatsächlich in dieser Zeit aufgeklärte Serienmorde werden im Rahmen der 12 Folgen vorgestellt) wird das Profiling-Team zwangsläufig ernst genommen und als eigene Abteilung fest etabliert.