Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Crime & Politics

My Fellow Citizens

"My Fellow Citizens" ist auch eine Rom+Com. Rom steht am Anfang. Com folgt auf den Fuß, denn der Trickbetrüger Yang Jung-kook heiratet (ohne sich dessen bewusst zu sein) eine Polizistin (und auch die Polizistin weiß nicht, dass ihr Ehemann ein professioneller Betrüger ist.) Da ist prompt viel Spielraum für komische Szenen. Schauspieler Choi Shi-won ist die Rolle praktisch auf den Leib geschrieben. Er vermag es, wie kaum ein anderer, leichtfüßigen Schabernack und ernsthaften Tiefgang überzeugend in sich zu vereinen. Letztlich entpuppt sich die Rom jedoch eher als Muntermacher und Antreiber auf dem Weg immer tiefer hinein in korrupte, klebrige politische Spinnweben und dem verzweifelten Versuch, ihnen unbeschadet wieder zu entkommen. So ist dieses KDrama letztlich vielmehr eine politische Satire. Zumindest schippert die Serie in einer eigenwilligen Schnittmenge der beiden Genre.

 

Ich habe Kritiken zu "My Fellow Citizens" gelesen, die empfanden genau die Komponente der Story als Handicap, die mich faszinierte: die politische Dimension des Dramas, die abgesehen vom südkoreanischen (sehr speziellen) Wahlkampf auch ein anschauliches Abbild politisch unkorrekter, z.T. verbrecherischer Machenschaften zeichnet. Das manchmal schmutzige Geschäft rund um die Lobbyarbeit ist ja auch im Westen nicht unbekannt. In Südkorea ist es mindestens genauso schlimm, wenn nicht schlimmer. Auf der Stecke wird die leidige Problematik rund um Kreditvergaben mit Hilfe von Kredithaien genauer untersucht. In diesem Zusammenhang geht es ebenfalls um die korrupten Methoden großer Konzerne in der zunehmenden Verdrängung traditioneller KMU vom südkoreanischen Binnenmarkt. Die Comedy-Note macht dabei eine an sich harte Kost erträglich. Schließlich zeigt das KDrama mit einem Augenzwinkern und dennoch dem nötigen Ernst, wie Politik auch gehen könnte... 

국민 여러분! - Gungmin Yeoreobun

Lit.: Liebe Mitbürger


2019, 36 Episoden (à 35 Minuten statt den üblichen ca. 60 Minuten)

 

Hauptdarsteller*innen:
-Choi Si-won
-Lee Yoo-young

-Kim Min-jung
-Tae In-ho
-Kim Eui-sung

 

Plot:

Yang Jung-kook hat in seinem Leben ausschließlich als Trickbetrüger gearbeitet. Und dies äußerst erfolgreich, ohne geschnappt zu werden. Letztlich ist es seine Freundin, die ihn mit ihrer Beute versetzt. Sie wollten heiraten, er bleibt pleite und desillusioniert zurück. In einer Kneipe trifft er Kim Mi-young, ihrerseits im Partnerschaftsbrass. Sie eckt als toughe Polizistin in Männerbeziehungen immer an, da sie dem klassischem Bild der (schwachen) Frau nicht entspricht. Die beiden in ihrer Zufallsbegegnung verstehen sich gut und verlieben sich Hals über Kopf. Sicherheitshalber geben beide jedoch intuitiv vor, einem anderen (harmlosen) Beruf nachzugehen. ...Und heiraten unter diesen Bedingungen.

 

Manchmal bleibt einem nichts erspart: seine Trickbetrüger-Vergangenheit holt Jun-kook  in Form des Kreditunternehmens von Park Hoo-ja ein. Sie zwingt (erpresst) ihn in die Situation, dass er gegen seinen Willen, aber um seine Ehefrau zu schützen, im Sumpf korrupter politischer Lobbyarbeit für die Nationalversammlung kandidieren muss, um dort ihre persönlichen Interessen zu vertreten. Mit Hilfe seiner Kreativität als langjähriger Trickbetrüger und zusammen mit seinen Trickbetrüger-Freund*innen versucht Jung-kook alles, um gewählt zu werden. ...und danach nach einer politisch korrekten Lösung.

 

Er muss sich fragen: Wer bin ich? Eine Marionette? Ein Betrüger? Oder Jung-kook? Am Ende beweist sich der Trickbetrüger als der wahrhaft aufrichtige unter lauter als Saubermänner kaschierten Betrügern. Denn wenn es um Politik geht, da hört bei Jung-kook der Spaß auf. Er mag manchen Mitbürger in seinem Leben übers Ohr gehauen haben, doch wenn die Politiker (weniger *innen) sich nicht verantwortlich um die Belange der Bürger*innen kümmern, wer dann?

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