KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ
Ein KDrama über das Loslassen, das Erinnern – und die leise Hoffnung, dass man sich wiederfindet. Irgendwann. Irgendwo.
„Heavenly Ever After“ ist ein KDrama, das sich nicht entscheiden will – aber genau das macht die Serie so reizvoll. Und manchmal auch ein bisschen anstrengend. Zwischen absurdem Jenseits-Büro, philosophischer Selbstvergebung und einem U-Bahn-System für Verstorbene jongliert sie mit Themen, die uns alle betreffen: das Älterwerden, die Kinder, die Haustiere, die Bürokratie, die Selbstverwirklichung, der Egoismus – kurz: das Leben. Nur eben nach dem Tod.
Was mich fasziniert hat, war der Mut, genau diese Themen nicht mit Pathos, sondern mit einem Augenzwinkern zu spiegeln. Kim Hye-ja spielt Hae-sook mit einer Mischung aus grantiger Würde und tiefer Menschlichkeit – eine Frau, die sich selbst nicht schont, aber auch nicht mehr alles gefallen lässt. Sie rockt die Show. Und Son Suk-ku als ihr jüngerer Ehemann? Ein charmanter, leicht überforderter Gegenpol, der zeigt, dass Liebe auch dann noch funktioniert, wenn man sich nicht mehr auf Augenhöhe begegnet – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Auch die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet, manchmal skurril, manchmal rührend. Gelungen fand ich da auch die Episoden mit den Hunden – ja, wirklich! Herzerwärmend. Und ein bisschen traurig. Und sehr wahr.
Der Kontrast zwischen Himmel und Hölle ist dabei mehr als Kulisse – er ist Kommentar. Während der Himmel als bürokratisch-chaotischer Ort mit Herz inszeniert wird, ist die Hölle grell, grotesk und gnadenlos direkt. Es ist eine überzeichnete, fast satirische Vision von Strafe. Doch gerade weil der Himmel nicht perfekt ist, nicht frei von Bürokratie, Missverständnissen und kleinen Gemeinheiten, sondern voller kleiner menschlicher Schwächen, hält uns „Heavenly Ever After“ mit einem Augenzwinkern einen Spiegel vor, in dem wir uns selbst erkennen können: allzu menschlich, widersprüchlich, voller Sehnsucht – im Diesseits wie im Jenseits.
Am besten schaut man dieses KDrama mit offenem Herzen – und einem gewissen Sinn für Absurdität. Wer bereit ist, sich auf eine Mischung aus zärtlicher Melancholie, skurrilem Jenseits-Alltag und existenziellen Fragen einzulassen, wird belohnt. „Heavenly Ever After“ ist jedoch kein Drama für den schnellen Konsum – es ist eher ein Spaziergang durch Erinnerungen, Schuldgefühle und zweite Chancen, durch Himmelsbahnhöfe, Erinnerungsakten und Reinkarnationstüren. Ideal für Abende, an denen man nicht nur unterhalten, sondern auch ein bisschen berührt werden möchte.
Jedoch: Die Serie ist auch ein bisschen wie ein übervoller Einkaufswagen im Jenseits-Supermarkt. Alles drin – aber nicht immer gut sortiert. Der Ton wechselt von Szene zu Szene, manchmal sogar mitten im Satz. Mal grotesk, mal tieftraurig, dann wieder albern. Und das junge Paar, das parallel zur Hauptfigur aufgebaut wird, blieb für mich eher blass – vielleicht, weil ich emotional längst bei Hae-sook angekommen war.
Trotzdem: „Heavenly Ever After“ hat mich erreicht. Nicht, weil es perfekt ist – sondern weil es Fragen stellt, die wir uns selten laut stellen. Und weil es sich traut, damit zu spielen, dass auch im Himmel nicht alles glattläuft. (Auch wenn dort ein bisschen mehr Licht durch die Risse fällt.) Als Menschen können wir wohl nicht raus aus unserer Haut und uns keine andere Welt vorstellen, als eine, in der es menschlich zugeht – mit all unseren Stärken, Schatten und Schwächen…
천국보다 아름다운 – Cheongukboda areumdaun
Lit.: Schöner als der Himmel
2025, 12 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
- Kim Hye-ja
- Son Suk-ku
- Han Ji-min
- Lee Jung-eun
- Chun Ho-jin
- Ryu Deok-hwan
Plot:
Lee Hae-sook stirbt mit 80 Jahren – und erwacht im Jenseits. Dort sieht sie aus wie früher, trifft ihren verstorbenen Ehemann Nak-joon wieder – und stellt fest: Auch im Himmel läuft nicht alles glatt.
Zwischen Himmelsbürokratie, Reinkarnationsportalen und alten Schuldgefühlen entfaltet sich eine Geschichte über Liebe, Vergebung und das, was bleibt, wenn das Leben vorbei ist. Dabei begegnen wir nicht nur verlorenen Seelen, sondern auch Hunden in Menschengestalt, alten Feinden und neuen Freunden.