KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt
„Study Group“ begeistert das Publikum. Ich muss auch ein Prädikat vergeben, denn zu einem nun mal äußerst unschönen, brennenden Thema bietet das KDrama dann doch einen in seiner narrativen und emotionalen Herangehensweise "wertvollen" Beitrag.
TVING hat sich der Story eines gleichnamigen Webtoons angenommen. Da geht es um den ganz normalen Horror an so mancher (südkoreanischer ) Oberschule: Mobbing, Gewalt, Unterdrückung, Diskriminierung, Bestechung, Erpressung, noch einmal Gewalt - eine Parallelwelt. Wer halbwegs gute Noten hat, kann vielleicht von einer besseren Zukunft träumen. Wer sich körperlich gut zu Wehr setzen kann, hat möglicherweise eine Chance, das halbwegs gut durchzustehen. Wer entsprechend einflussreiche, vermögende Eltern hat, kann sich manchmal entspannt zurücklehnen. Ansonsten lautet die Devise: Lasst alle Hoffnung fahren…
Wie also kann „Study Group“ bei diesen durchweg düsteren, erschreckenden Rahmenbedingungen an Brennpunktschulen, die in diesem KDrama zudem schamlos auf die Spitze getrieben werden, das Publikum begeistern? Vielleicht weil viele Zuschauer*innen noch im Schulalter sind oder die Schulzeit noch nicht allzu weit zurückliegt. So dass sie das allzu gut kennen und gegenüber diesen Zuständen bereits völlig abgebrüht sind. So können sie sich voll und ganz auf den erstklassig gemachten Unterhaltungswert des KDramas konzentrieren. Ihnen wird vielleicht in Anbetracht des sozialen Horrors weniger das Blut in den Adern gefrieren, sondern vielmehr das Herz höher schlagen, wenn die Underdogs in der gefühlt endlosen, blutigen Prügelei die Oberhand bewahren.
Der Anteil an ästhetisierten Kampfszenen ist überproportional, doch die (blutigen) Actionszenen scheinen gut zu gefallen. Dabei grenzen die fantastischen Fähigkeiten unseres Helden an die eines Superhelden und das ist auch so gewollt. Die absichtliche Übertreibung körperlicher Stärke und technischer Fertigkeit der Schuljungs soll deutlich machen, dass das alles bewusst übertrieben ist – so der Regisseur. Dennoch dominiert die Gewalt das Geschehen auf dem Bildschirm über weite Strecken. Wer kamptechnisch nichts drauf hat, wird gleich mal wie eine Schmalzfliege an die Wand geklatscht – damit sind dann die Hierarchien geklärt. Sollten sich ambitionierte Lehrer*innen einmischen wollen, dann spielen sie schon mal mit ihrem Leben.
Das emotional verheerende Dilemma der einzelnen Protagonist*innen ist unglaublich. Und eine traurige Botschaft der Serie ist leider die, dass ein noch so redlicher Kampf früher oder später trotzdem auch Gewalt erfordert.
Die vorherrschende Botschaft will dabei jedoch die sein, nicht aufzugeben und sich selbst treu zu bleiben. Stellenweise kann man/frau dabei schon mal ins Zweifeln kommen. Aber das KDrama schafft es dann doch, den Bogen halbwegs befriedigend zu spannen.
An vielen Stellen wurde das zudem mit richtig witziger Situationskomik vermengt. Dazu lädt unser Superheld tatsächlich ein. Ga-min ist eine äußerst erfrischende Persönlichkeit. Es tut gut, ihn zu erleben. Seine Schulnoten sind allerdings unterirdisch. Er ist nicht der Schlauste und zudem etwas naiv. Dennoch ist er nicht dumm. Vor allem ist er beharrlich und geht unbeeindruckt seinen Weg. Dabei hilft ihm das nicht unerhebliche Detail, dass er in den Kampfkünsten hervorragend trainiert ist.
Doch statt auf sein körperliches Potenzial zu setzen, wodurch er im sozialen Ranking der Schule schnell aufsteigen könnte, will er lieber seine schulische Leistungen verbessern. Er träumt davon, die Prüfung zur Studienzulassung zu bestehen. Für ihn ist das noch ein weitere Weg. Da hilft nur eine „Study Group“. Aber wer will schon mit einem Looser in eine Lerngruppe?
Das KDrama lebt über weite Strecken (wenn nicht gerade gekämpft wird) von Ga-mins eigenwilligem Charakter, der mit seiner unorthodoxen, unerschrockenen, direkten Herangehensweise an die Herausforderungen des Lebens eine magnetischen Wirkung auf noch ein paar weitere Underdogs der Schule hat. Er mag schon mal einfältig an Probleme herangehen, doch damit werden sie auch einfach. Und prompt hat er eine Lösung parat. Seine unkomplizierte Art ist wohltuend erfrischend und ermutigt seine (ebenfalls auf ihre jeweilige Art charismatischen) Mitstreiter*innen, neue Entscheidungen zu wagen.
Den filmtechnischen Rahmen für ein kurzweiliges Serienerlebnis setzen spritzige Regie und peppiger Filmschnitt, ausgewählte Impulse durch Licht und Farben sowie der eingängige, antreibende Hip-Hop-Soundtrack.
Dennoch ist das Thema so bitter, dass das Lachen manchmal im Halse stecken zu bleiben droht...
스터디그룹 – Seuteodigeurup
Lit.: Study Group (Anglizismus)
2025, 10 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
- Hwang Min-hyun
- Han Ji-eun
- Cha Woo-min
- Lee Jong-hyun
- Shin Su-hyun
- Yoon Sang-jeong
- Gong Do-yu
Plot:
Yun Ga-min würde gerne studieren, doch mit seinen Noten stehen die Chancen sehr schlecht, dass er die Eingangsprüfung bestehen kann. Er sucht daher dringend nach einer Lerngruppe. Aber alle Kommiliton*innen scheinen schon versorgt zu sein oder wollen ihn nicht. Nichtsdestotrotz, Ga-min gibt nicht auf. Es muss doch noch mehr wie ihn geben.
Und so bleibt er dran. Unerschrocken. Beharrlich. Tatsächlich gibt es noch mehr an der Brennpunktschule, die keine Lerngruppe haben. Doch sie wollen oder können aus unterschiedlichsten Gründen auch in keine. Das kann Ga-min nicht akzeptieren und er setzt alles daran, sie vom Gegenteil zu überzeugen.