KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ
Nachdem 2024 dann auch noch eine dritte Staffel von "Sweet Home" herausgekommen ist, wurde schließlich auch ich neugierig auf dieses Netflix-KDrama über Monstermutation. Das apokalyptische Szenario hatte bis dahin - von weitem betrachtet - nicht bei mir zünden wollen, auch wenn die Besetzung durchaus vielversprechend klang und die erste Staffel ja wohl ein Riesenerfolg gewesen ist. Nun gut, jetzt wollte ich es doch auch wissen, was es damit auf sich hat. (Zumindest dafür hat sich die dritte Staffel also gelohnt... so gesehen...)
Ansonsten...
Ja, die erste Staffel ist fantastisch, was die Einzelporträts und ihre jeweiligen Beziehungen und Prozesse im Umgang mit der veränderten Lebenssituation betrifft. Die Dystopie ist nah dran an den Menschen gezeichnet und weiß dabei durchaus zu berühren. Monsterwesen sind das Thema, also spielen die auch mit. Doch das hält sich in Grenzen und wird nicht ausgeschlachtet. Die Geschichte bewegt sich an den Randzonen dessen, was menschlich ist oder menschlich sein will. Sie jongliert in gewisser Weise mit dem Schatten in uns und gibt dem eine prägnant anschauliche Erscheinung. Sie spielt zudem mit dem Konzept von Zuhause und Sicherheit, Familie und unfreiwilliger Wahlfamilie - hier: zufällig zusammengewürfelte Schicksalsgemeinschaft aus Wohnblockbewohner*innen.
Die erste Staffel hat einen bunten Strauß an KDrama-Qualität zu bieten: Spannung, Tiefgang, Mitgefühl, Tempo, Musik, Kamera, Licht... Ich würde dafür das Prädikat "wertvoll" vergeben...
...wenn da nicht die beiden Staffeln 2 und 3 wären. Im Vergleich dazu eine echte Enttäuschung. Leider.
Einfach mal auf der Erfolgswelle weiterschwimmen wollen... so einfach ist das nicht. Diese Story, die in der ersten Staffel analog der originalen Webtoon-Vorlage primär um die einzelnen Bewohner*innen im "Green Home" und deren verzweifelten Kampf um den Erhalt ihres Zuhauses und ihrer menschlichen Würde gestrickt war, wurde nun kurzerhand auf eine neue Maßstabsebene gehoben. Dazu wurden sie zudem auch noch (vs. Webtoon) aus ihrem ´Zuhause´ rausgeworfen. Schade eigentlich. In den weiteren Staffeln rückt der martialisch dystopische Überlebenskampf der gesamten menschlichen Spezies gegen ihre selbst erschaffenen Schattenkreaturen in den Mittelpunkt. Dabei liegt die Betonung auf martialisch. Ab sofort nehmen sich Militärausrüstung, Befehlsketten und Loyalität den größeren Raum in der Geschichte. Die Screen-Time wird durch muskelbepackte, oftmals blutverschmierte Soldaten dominiert, die nicht selten Flammenwerfer auf Monsterkreaturen halten. Das Militär könnte den Zuschauer*innen aber auch egal sein, denn das war es nicht, was Staffel 1 so besonders gemacht hat. (Die Begeisterung der Zuschauer*innen hält sich dementsprechend bei den Folgestaffeln vergleichsweise in Grenzen.)
Mit den Staffeln 2 und 3 schrumpfte die dramaturgische Qualität von "Sweet Home" auf das überschaubare Ausmaß austauschbarer Dystopien, wie sie reichlich auf dem Markt zu finden sind. Staffel 2 und 3 mögen zwar in sich gut gemacht sein, aber die ursprüngliche erzählerische Qualität aus Staffel 1 ist den Macher*innen in den Folgestaffeln leider weitgehend abhanden gekommen.
스위트홈 - Seu-wi-teu-hom
Lit.: Sweet Home (anglizistisch)
2020-2024 (Staffeln 1-3)
Hauptdarsteller*innen:
-Song Kang
-Lee Jin-wook
-Lee Si-young
-Park Gyu-young
-Go Min-si
-Yu Oh-seong
-Oh Jung-se
-Kim Mu-yeol
Plot:
Nachdem der durch den Tod seiner Familie traumatisierte Cha Hyun-soo in die Wohnanlage "Green Home" eingezogen ist, erweist sich dieses neue Zuhause schon bald als Falle. Hier treiben Monster ihr Unwesen... Ausgeburt hemmungsloser, menschlicher Begierden, doch sind diese Monstergestalten nicht dennoch aus Menschen gewachsen? Und sind die Menschen nicht selbst im Grunde ihres Herzens oft genug auch nur Monster in Menschengestalt? Liegt der Schlüssel vielleicht in der Aussöhnung mit den eigenen, persönlichen und menschlichen Schatten?
Die Bewohner*innen des "Green Home" Wohnkomplexes versuchen gemeinsam einen Weg zu finden, im Angesicht der Apokalypse ihre Menschlichkeit nicht zu verlieren und dabei dennoch weiterzuleben. Zwischen Theorie und Praxis liegt allerdings ein weiter, blutiger, schmerzhafter Weg für die Bewohner*innen des "Green Home" ...und für den Rest der Menschheit ebenfalls...