KDrama nach Themen: Historiendramen
"When Life Gives You Tangerines" ist mal wieder so ein wunderbares Ausnahmewerk von KDrama. Insbesondere wenn man/frau im Koreanischen unterwegs ist :-)
Ich bin rundum begeistert und nach 16 Folgen (wahlweise 60 Jahren) fällt der Abschied schwer...
"When Life Gives You Tangerines" ist...
...eine herausragende Bereicherung am KDrama-Himmel.
...ein bewegendes Familienepos vor dem bewegenden Hintergrund der jüngsten 6-7 Jahrzehnte südkoreanischer Geschichte.
...ein eindrucksvolles Denkmal für das schier hoffnungslose, verzweifelte Ringen (insbesondere der Frauen Südkoreas) um ein würdevolles, freudvolles, halbwegs selbstbewusstes Leben - am Beispiel der Oh Ae-sun, die von der Insel Jeju stammt.
...eine berührende Liebesgeschichte, der es gelingt - den widrigen Winden biestiger sozialer, wirtschaftlicher und familiärer Strukturen zum Trotz - sich die Liebe nicht nehmen zu lassen.
...ein grandioses Meisterwerk, grandios besetzt in allen Instanzen.
Was für eine wundervolle Geschichte.
Was für ein fantastisch gefühlvoller Blick auf das Leben (insbesondere der vergangenen 6 Jahrzehnte auf der Insel Jeju).
Was für ein herausragendes Beziehungsmodell (beziehungsweises progressives Männerbild.)
Was für eine bemerkenswerte Liebesgeschichte.
Was für eine einfühlsame Familiengeschichte mit allen Hochs und Tiefs.
Was für eine innige Hommage an die letzten zwei Generationen und ihre zähe Beharrlichkeit, den Herausforderungen des Lebens zu trotzen.
Das Geschichte stammt aus der Feder von Lim Sang-choon, die schon für "When the Camellia Blooms" mehrfach ausgezeichnet wurde. Das KDrama führt uns in Rückblicken authentisch durch die letzten 6 Jahrzehnte in Südkoreas Geschichte. Einblendungen vermitteln dabei auch einem internationalen Publikum Orientierung über historisch einschneidende Momente.
"When Life Gives You Tangerines" bietet bildgewaltiges, inmitten bitterer Schicksalswinde dabei auch herzerwärmendes, doch zugleich realitätsnahes, lebensechtes KDrama. Komplex. Fantastisch erzählt und gespielt. Ästhetisch, dramaturgisch (und musikalisch) von A-Z fein durchkomponiert. Das Budget war großzügig und wurde offenbar nicht nur für die illustre Besetzung umsichtig eingesetzt.
Es verdient sich zweifellos das Prädikat "besonders wertvoll".
Randnotiz:
Die Familiengeschichte erstreckt sich über drei Generationen. Frau könnte meinen, dass sich der Stellenwert und die sehr traditionelle Rolle der Frau in Südkorea während der letzten 60 Jahren gewandelt haben sollte. Allerdings ist das Ausmaß dieses Wandels, gesellschaftlich gesehen, erschreckend gering. Insbesondere, was die weitläufige Geringschätzung und Ausbeutung der Frauen (auch unter Frauen!) betrifft. Diese sind zu ihrem bedingungslosen Funktionieren vedammt: als fleißige Tochter, als noch fleißigere Schwiegertochter, als (im besten Falle Söhne) gebärende Ehefrau sowie als aufopfernde Mutter. Dabei hat allem voran die älteste Tochter traditionell das härteste Los. (Siehe dazu ggf. auch "Kim Ji-young: Born 1982".)
Es heißt, dass die Frauen auf der Insel Jeju noch am ehesten emanzipatorische Erfahrungen mit Respekt als Mensch und Selbstbewusstsein als Person machen können, da hier Haenyeos seit jeher ein vergleichsweise ansehnliches Einkommen durch ihr unermüdliches Tauchen nach Seeohren und anderen wertvollen Meersfrüchten erwirtschaften. (Siehe dazu ggf. auch die Randnotizen zu "Everglow".) Haenyeos tragen aktiv zum Wohlstand der Familie bei und können sich so auch abseits ihrer traditionellen Frauenrolle unter Kolleginnen und selbst als Familienoberhaupt erleben. Damit erlangen sie ein halbwegs gesundes Selbstbewusstsein jenseits ihrer Geschlechterrolle, so dass sie, wenn es sein muss, auch den Mut zum Widerstand gegen Rollenerwartungen aufbringen wollen und können. So leben sie abseits des Üblichen eine halbwegs gewertschätzte, wertvolle Variation von Frauenrolle und sind bedeutsame, sozial prägende Vorbilder in ihrem gesellschaftlichen Umfeld. Doch selbst in einem solch potenziell ´positiven´ Umfeld schnappt die Falle des Patriarchats zu und fesselt die Frauen in engen hierarchischen, teils menschenverachtenden Strukturen. Immerhin bietet die Insel Jeju eine Wiege für Frauen (wie unsere Protagonistin Ae-sun), die überhaupt erst einmal auf die Idee kommen könnten, es wagen zu wollen, aus alledem auszubrechen... Und ebenfalls für Ausnahme-Männer (wie unser Protagonist Gwang-sik), die in einem sozialen Umfeld aufwachsen, in dem sie Frauen auch einmal als grundsätzlich wertvolle Menschen erleben können, die für mehr als nur ihre Aufopferung für Heim und Herd gewürdigt werden.
Das Südkorea der Nachkriegszeit war eines der ärmsten Länder jener Zeit. "When Life Gives You Tangerines" bezieht sich im internationalen Titel darauf, dass das Leben schon mal kalt und bitter erscheinen mag. Doch wie bei der Mandarine von Jeju lässt sich daraus durchaus das Süße extrahieren und auch ein warmer Tee zaubern. Genau genommen blieb den Menschen damals gar nichts anderes übrig als das Beste aus widrigsten Umständen zu machen.
Die ersten vier Folgen konzentrieren sich auf das Leben der Protagonist*innen in ihren jungen Jahren auf Jejudo - zu einer Zeit, als in der Republik zunächst die Militärdiktatur unter Führung von Park Chung-hee regierte, der sich dann 1963 offiziell zum Präsidenten wählen ließ und daraufhin bis 1979 eine Ein-Mann-Diktatur installierte. Wir werden die beiden in den folgenden Episoden weiterhin durch die Diktatur des Chun Doo-hwan begleiten, der dem Rest der Welt mit den Olympische Spielen ein tolles Südkorea präsentieren wollte - koste es, was es wolle. Wir werden mit ihnen in den Beginn echter Demokratie hineinstolpern, der jedoch durch die herben Jahre der Asien-Krise mit einer weiteren Armutswelle ausgebremst wurde. Und auch die Zeit des Tubokapitalismus und der Digitalisierung erleben wir durch die Augen von Ae-sun und ihrer Tochter Geum-Myeong (mit IU in einer Doppelrolle), die den Wohlstand schließlich auch auf die Insel Jeju bringen...
Ae-sun bildet inmitten dieser oftmals schwierigen Zeiten gemeinsam mit ihrem verlässlichen Lebenspartner Gwang-sik eine Konstante, die Mut macht und zu Herzen geht.
폭싹 속았수다 - Pokssak Sokatsooda
Lit.: Ich habe mich völlig täuschen lassen
2025, 16 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
- IU
- Park Bo-gum
- Moon So-ri
- Park Hae-joon
Plot:
Oh Ae-sun hasst die gefährliche Haenyeo-Arbeit ihrer Mutter. Sie hasst es, bei ihrem Onkel und ihrer Großmutter väterlicherseits zu leben, während ihre Mutter nach dem Tod ihres Vaters nun erneut geheiratet hat und mit dem neuen Mann auch weitere Kinder bekommen hat. Sie hasst die Armut. Sie hasst es, für alle die Dienstmagd zu sein. Sie hasst es, dass sie zwar mehrheitlich zur Klassensprecherin gewählt wurde, aber nur Vize wird, da sie im sozialen Ranking unbedeutender ist als ihr Kontrahent aus reichem Hause.
Sie liebt Literatur und Poesie. Sie träumt von einem Studium sowie einem guten Leben in der Hauptstadt. Der einzige, der ihr vermittelt, dass sie ein wertvoller Mensch ist, ist Yang Gwang-sik, der sie mit Fisch versorgt und stets für sie da ist. Doch auch das hasst sie - dass er so genau mitbekommt, was für ein erbärmliches Leben sie führt.
Der Tod ihrer Mutter macht es nicht besser. Im Gegenteil. Sie wird von den anderen noch schamloser ausgenutzt. Sie will nur noch weg und auf dem Festland ein neues Leben beginnen. Aber so einfach ist das nicht...