Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Von der Macht der Mächtigen

Mine

Mal ein anderer Ansatz: Mit reichlich intelligenter und beherzter Frauenpower wird hier ein Kampf um die Befreiung aus dem goldenen Käfig geführt. 2021 ist das in Südkorea möglich. Auch, dass eine der Protagonistinnen eine Frau liebt.

 

Kann Frau sich freischwimmen aus den Machtstrukturen und Zwängen? Es gibt sehr schöne, berührende, kraftvolle Momente an Frauenpower, die haben es in sich. Mal offensiv, mal subtil.  Wenn man/frau will, ist "Mine" auch auf leisen, verstohlenen Sohlen, versteckt hinter Exklusivität und der fremden Welt feudaler Arroganz, eine zeitgenössische Gesellschaftskritik. Der Orbit der Jaebeol ist zwar weit weg vom Rest der Welt, aber mit all den hier in den Fokus genommenen zwischenmenschlichen und innerpsychischen Dynamiken zugleich auch ganz nah dran an den Themen der ´normale´ Gesellschaft Südkoreas: mit ihren sozialen Zwängen, ihren strengen hierarchischen Strukturen und ihren Vorurteilen, die den Menschen Ketten anlegen. Die Zuschauer*innen haben freie Auswahl, mit wem aus dem Haushalt der Hyowon-Sippe sie sich offiziell und inoffiziell identifizieren wollen/können. Und ob sie es gemeinsam mit der einen oder anderen Protagonistin wagen wollen, auszubrechen und andere Wege einzuschlagen…

Prädikat: "wertvoll".

마인 – Main

Lit.: Meins (anglizistisch: Mine)

 

16 Folgen, 2021

 

Hauptdarsteller*innen:

-Lee Bo-young

-Kim Seo-hyung

-Cha Hak-yeon

-Park Hyuk-kwon

-Park Won-sook

-Jung Dong-hwan

-Ye Soo-jung

 

 

Schauplatz:

Die Großfamilie der Hyowon Group zählt zu dem einen Prozent der reichsten im Land. Diese Sippe wird im Einzelnen mit ihren persönlichen Geschichten und ihren Dynamiken untereinander genauer analysiert. Schnell wird klar, dass bei allem Reichtum keine/r hier glücklich ist. Sie sind Gefangene in einem goldenen Käfig ihrer eigenen Gier. Der Pfauenkäfig im Park des Anwesens ist dafür ein schöne Allegorie.

 

Würden sie einfach genug haben, mit dem was ist, dann ginge es ihnen vielleicht besser. Aber es muss immer mehr sein. Mine... Meins... Ich will es haben... Ich will mehr haben... Ich will es nicht hergeben... Ein Sandkastenspiel mit Schlammschlacht. Mit Designersand vielleicht - Architektur und Ausstattung sind jedenfalls bis in die Details spektakulär exklusiv. Das muss einer/m nicht gefallen, soll aber beeindrucken - und tut das auch. Dennoch bleibt der Schlamm einfach Schlamm.

 

Plot:

Am Anfang steht ein Mord auf dem Familienanwesen der Hyowon Group. Aber wer ist ermordet worden? Von wem? Wir wissen es noch nicht. Und dann wird die Geschichte der vergangenen 60 Tage im Rückblick schrittweise erzählt.

 

Insgesamt herrscht unterkühlte Stimmung. Alle sind reserviert, kontrolliert, stylisch. Etwas, das annähernd wie Leidenschaft aussehen könnte, entsteht in Momenten hysterischer Brüllereien und Schlägereien, wo sich für einen kurzen Moment alles Unglück entladen will. Meist jedoch ist das Leid still, die Emotion tief vergraben, die Sehnsucht ungestillt.

 

Da gibt es die Guten, die Abstoßenden und die Bösen. Die eine sublimiert ihren Schmerz und ihre Einsamkeit in der Liebe zur Kunst – zugleich ihr Arbeitsfeld. Die andere geht in der Liebe zu ihrem Ziehsohn auf. Noch lebt sie sogar in der Illusion, dass ihr Mann sie über alles liebt. Doch die wird bald zerstört… Die anderen erfüllen alles für die ein oder andere klinische Diagnose: Hysterische Neurosen, Psychopathie, Trink- und Spielsucht… Lichtblick der Sippe: Die Enkel des Jaebeol, beides Söhne, die ohne ihre leibliche Mutter im Jaebeol Haushalt aufwachsen. Erstaunlich, dass sie bislang dann doch ganz gut geraten sind. Der eine wurde in ein Internat ins Ausland geschickt – damit hat seine (auch Zieh-)Mutter ihm eigentlich einen Dienst getan, denn so war der krankmachende Einfluss der Familie minimiert. Jetzt kommt er allerdings zurück und es ist Zeit für den Ernst seines Lebens… Der andere ist der Sohn des illegitimen Sohns des Familienoberhaupts - er ist noch jung und hat bislang ´Welpenschutz´… Und dann sind da die Bediensteten – sie werden gehalten, als wären sie bei Hofe… Und dann ist da noch die benachbarte Ordensschwester, die eine Einrichtung für alleinstehende Mütter betreibt - sie ist zugleich bezeichnender Weise Therapeutin für die Söhne und Töchter des Jaebeol...

 

Auslöser für Tumulte im geordneten Familienchaos war der plötzliche Kollaps der Familienoberhaupts, der fortan im Koma liegt. Auslöser sind auch zwei Neueinstellungen im Haus – eine Tutorin bzw. Nanny für den jüngsten Enkel des Jaebeol und eine neue Haushaltskraft, die in pointierter Weise dem ältesten Enkel des Jaebeol näher kommt.

 

Wer wird nun was erben? Wer erhält den Löwenanteil? Der Ring ist eröffnet. Und dann kämpfen da Mütter um ihre Kinder, Söhne um die Anerkennung durch ihre Väter, Männer um Macht, Frauen um Freiheit, und Kinder darum, dass man sie lässt - und alle zusammen sehnen sie sich nach Liebe.

 

Am Ende geht es wiederum um den Mord. Und keiner muss dem Toten nachtrauern. Oder doch jemand?

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