Südwärts

Nachdem wir das Geld getauscht hatten, übergaben wir dem Navi das Kommando. Seltsamerweise schaffen es die Mautstellen immer wieder, für Verwirrung bei uns zu sorgen. Welche Fahrbahn ist für uns UND nimmt Bargeld? Das ist die stets neue Frage...

Heute war unsere Übung für Fortgeschrittene. Mal wieder musste frau nur ein Ticket ziehen, aber(!) es gab keines mehr... Das wussten wir nicht und nahmen, da wir ja mit leeren Händen weiterfuhren, sicherheitshalber die Detour. Wer weiß, hatten wir wieder was übersehen? Dabei passierten wir eine weitere Tollstation, wo die freundliche Dame im Häuschen irgendwann im fernmündlichen Austausch mit ihrem Control Center rekonstruieren konnte, wo wir herkommen (ist ja alles mit Video überwacht) und hinwollen. Wir durften passieren.

Zurück an unserer eigentlichen Mautstelle fehlten die Tickets selbstverständlich immer noch. Doch dann haben wir es auch kapiert... Irgendwann werden wir Profis, ich bin zuversichtlich. Bis dahin müssen die Damen im Häuschen wohl noch so manches Mal zum Telefonhörer greifen... Wahrscheinlich ist unsere Autonummer bereits jetzt schon im Land bekannt...

Jedenfalls führte unser Weg nach Süden durch Reisfelder und zunehmende Hügellandschaft. Auf circa halber Strecke machen wir einen Stopp im Sunshine Land.

Damyang: Bambuswald 

Vor den Toren der Stadt Gwangjus befindet sich ein alter Bambuswald und auch ein Bambusmuseum, das alles ganz genau erklärt. Immerhin hat sich die Region in der Joseon Ära als ein Zentrum perfektionierten Bambuskunsthandwerks profiliert.

Wir genießen den Spaziergang im friedlichen, schattigen  Wald. Die meisten Besucher*innen sind schon wieder weg. Das trifft sich gut. Wir haben den Wald fast für uns alleine...

KDrama überall

Übrigens: Das KDrama ist im Land derart omnipräsent, dass es uns sogar im Bambuswald einholt.

Aber nicht nur dort: in jeder Fernsehwerbung, egal zu welchem Produkt, im Supermarkt, egal auf welchem Produkt, ganz gleich, aus welchem Segment... Beim Zähneputzen, beim Einseifen, beim Abspülen, beim Essen, beim Wohnung-Einrichten, beim Einkleiden sowieso und auch beim Autokauf, ständig ist das KDrama präsent. Schon ein bisschen verrückt. Und dann eben auch im Bambuswald, denn dort wurde immer mal gedreht, wenn es sich anbot.

Bambuswald schön und gut...

... aber Unterhaltung muss sein! Unter mehreren Gimmicks, die den Gang durch die Bäume säumen, auch dieses hier: Check deine Körpermaße. Passt du gut durch deine altersgemäße Breite? Wir haben (erfolgreich) getestet... (Von links nach rechts: 20, 30, 40, 50, 60, Big-Size, Geht-gar-nicht.) Es gab keine/n der nicht vorbei ging, ohne zu testen... 

Naturgeister...

...sind bis heute sehr präsent im Land. Auch im Bambuswald. Eonni hat gleich mal symbolisch Kontakt aufgenommen...

Lebendes Fossil: Metasequoia

Auf der Strecke streifen wir auch eine 8,5 km lange Mammutbaumallee mit ihren bis zu 20 m hohen Bäumen. Sie wirken sehr vertraut, wie aus Kindestagen. (Doch das liegt wohl eher nicht daran, dass es ebenfalls eine Metasequoia Allee auf der Insel Mainau am Bodensee gibt, die in meiner Kindheit schon mal Ausflugsziel war.) Die Vertrautheit kommt vielleicht ja daher, dass die Allee in mehreren KDrama Szenen gerne als charmant, verträumte Kulisse für so manchen Spaziergang dient.

Vielleicht (doch das entstammt eher einem multidimensionalen Denken...) liegt es auch daran, dass die Metasequoia die Gene der ´Urzeit´ in sich tragen und daher mit diesem Planeten eine lange Geschichte haben... Fakt ist, dass es sich bei dem sogenannten Mammutbaum um einen Naturzeugen der Urzeit handelt. Man/frau wusste von ihm bis 1941 nur aus Fossilfunden. Durch Zufall wurde ein überlebendes Exemplar dieser Gattung in einer entlegenen Bergregion in China entdeckt. Inzwischen durfte sich die Baumart wieder reichlich vermehren. Gängige Bezeichnungen sind (außer Metasequoie) außerdem chinesisches Rotholz, Wassertanne oder Wasserlärche. 

Der Mammutbaum geht auf die Kreidezeit zurück und war damals Zeitgenosse der Dinosaurier. Hm. Wir meditieren also an dieser Stelle etwas über die Vergänglichkeit des Seins und das Wunder des Lebens auf diesem Planeten, bevor wir endlich unsere neue Unterkunft aufsuchen. Heute war bislang der wärmste Tag, schwül auch.

Kulinarisches Fazit

Es stand auf der Liste. Es war fällig. Nach einer langen Fahrt von fast 500 km gab es Hühnchen aus unserem Viertel zum Mitnehmen und Ramyeon in unserer schnuckeligen Gwangju Downtown-Wohnung. Die ist zwar alles andere als barrierefrei, doch voller Charme.