Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Rom +/- Com

Moon in the Day 

Vorab:

Dieses KDrama ist für mich das wohl größte Ärgernis des Jahres 2023. Was für eine vertane Chance! Ich meine, ein paar Wochen mehr Vorlaufzeit für die Ausarbeitung eines dramaturgisch besser ausgeklügelten und stringenteren Erzählstrangs hätten hieraus eine unvergessliche epische Lovestory zaubern können... Hätte, hätte...

(Naja, ´unvergesslich´, das hat das KDrama ja dann bei mir trotzdem irgendwie geschafft... :-) Aus diesem Grund darf „Moon in the Day“ hier - trotz Ärgernis - seinen Raum nehmen...)

Und falls ihr "Moon in the Day" eine Chance geben wollt, möchte ich all jene ermutigen, auf der Strecke nicht zu verzweifeln: „Fighting!“ Die Story ist an sich nicht schlecht! Nur (wie ich finde) eben etwas unglücklich erzählt.

 

 

Also.

Ehrlich gesagt habe ich drei Anläufe genommen. Nach den ersten paar Folgen wollte ich aufgeben. Eigentlich ist die Inszenierung gut gemacht und auf den ersten Blick schien der Plot vielversprechend. Doch dann konnte mich leider die alles tragende Prämisse der Geschichte kein bisschen überzeugen - diese vermeintlich unglaublich ergreifenden, fatalen, bis heute verstrickten Liebesbande zwischen den beiden Protagonist*innen in ihrem vor-und-zurück, damals und heute.

 

Das lag, wie sich erst sehr viel später herausstellte, gar nicht an der (dann doch sehr ergreifenden!) Liebesgeschichte, die in die Zeit des Silla-Reichs zurückreicht. Es lag vielmehr (in meinen Augen zumindest) an der Erzählweise, die uns (wie die Protagonist*innen auch) im Dunkeln tappen lässt. Es geht hin und her, aus der heutigen Zeit (gefühlt willkürlich) in jenes Silla vor rund 1.500 Jahren, und wieder zurück. Mal träumt SIE Sequenzen ihres längst vergangenen Lebens, ohne sich dessen bewusst zu sein. Mal erinnert ER sich an Sequenzen jener längst vergangene Tage. Währenddessen hängt ER bis heute als verfluchter Geist (über all IHRE vielen zwischenzeitlichen Leben hinweg) unsichtbar an IHR fest. Dabei plagen IHN, der bis heute durch die schmerzvolle Erinnerungsschleife jener vergangenen Zeit gepeinigt ist: eine gravierende Erinnerungslücke, eine tiefsitzende Wut, ein noch tiefer sitzender Schmerz sowie der Wunsch nach Rache. Und so, wie die beiden durch ihre bruchstückhaften, wahllosen Erinnerungsfetzen stolpern, erstolpern wir uns Schritt für Schritt ein vage Ahnung dessen, was damals zwischen den beiden wohl vorgefallen sein könnte.

 

An sich vielleicht eine gute Idee. Vielleicht. Nur funktioniert sie in diesem Fall irgendwie nicht so gut. Es wäre möglicherweise besser gewesen, den Zuschauer*innen etwas mehr ´Wissen´ vorauszuschicken, damit wir die rachehungrigen Gefühle, die tragische Liebe und das erbarmungslose Leid rund um den verfluchten Geist eher mitempfinden können. So hängen wir während einer recht langen Anfangsphase - fast die Hälfte der Zeit eigentlich - über weite Strecken mit unseren Fragen auf der Suche nach Sympathie und Empathie völlig in der Luft.

 

ER wird uns damals als skrupellos alles niedermetzelnde, brutale Kampfmaschine und als arroganter Aristokrat, heute als Geist auf Rachefeldzug vorgestellt. Er vermittelt dabei nichts Berührbares, geschweige denn Liebenswertes. Es dauert viel zu lange, bis sich den Zuschauer*innen endlich erschließt, wo diese schicksalhafte Liebe denn damals hergekommen sein will. Was wir über die Liebesbeziehung im vorauseilenden Gehorsam einfach mal so annehmen und vorschießen sollen, ist schon etwas viel verlangt. Was sollte denn die beiden motivieren, den tiefen Graben, der sie emotional voneinander trennt, zu überwinden und derartige Liebe (wahlweise Hass) füreinander entwickeln zu wollen? Wir erfahren es nicht. Im Gegenteil, wir werden gezielt in die Irre geführt. Und doch sollen wir einfach hinnehmen, dass es so ist. Auch wenn diese emotionale Dissonanz gewollt sein sollte, ihr Nutzen erschließt sich mir nicht. Im Gegenteil. Für mich war dies ein Grund, weswegen ich das KDrama durchaus schweren Herzens auf die Drop-Liste gesetzt habe.(Ich hätte es lieber anders gehabt, da es daneben doch auch so viel Potenzial und auch Qualität gab...)

 

... Aber was hatten sich die Macher*innen denn nur dabei gedacht? Diese Frage ließ mich nicht so recht los... Also nahm ich (eher aus professioneller Neugierde) einen neuen Anlauf. Und siehe da, mit der Zeit lernen wir IHN dann doch auch als bedauernswerten Soldaten und einsamen ´Sohn´ mit gestutzten Flügeln kennen. ER zeigt sich damit auch verletzlich, berührbar, und damit werden SEINE tiefen Gefühle für SIE dann doch etwas glaubwürdiger. IHRE Gefühle für ihn damals lassen sich nun ebenfalls besser nachvollziehen. Endlich. Nach rund der Hälfte der Folgen oder noch mehr...

 

Dennoch!

Kaum zu glauben, dass es diese KDrama Produktion geschafft hat, dass ich weiterhin immer wieder mal mit mir gerungen habe, ob ich nicht doch endgültig aussteigen will. Allerdings gab es zum Ende hin als Belohnung wenigstens eine solide Pointe, die nicht enttäuschte...

 

Dennoch!

Wie kann man/frau eine solch vielversprechende und in vielen filmischen Aspekten auch gut gemachte Geschichte derart vermasseln? Serienvergnügen ist anders. Ich finde das umso bedauerlicher, da "Moon in the Day" durchaus das Timbre einer tragischen Lovestory mit epischer Tragweite gehabt hätte, wenn der Plot nicht so unüberzeugend holprig erzählt worden wäre.

 

2023 sind ja auffallend viele KDrama Produktionen, ganz gleich welchen Genres, vierdimensional angelegt gewesen. Da wird in der Zeit gereist oder es gibt Geister, Dämonen oder sonstige Wesenheiten, die einfach nicht das Zeitliche segnen wollen, dürfen oder können. Und so begegnen sie alten Bekannten in neuer Reinkarnation. Das hat Charme, denn das eröffnet dramaturgisch interessante Pfade, um eine bewegende Lovestory gleich zweimal in pikanter Variation zu erzählen. Außerdem bekommt damit die Idee der ewigen, einen, wahren Liebe noch mehr Gewicht und Pathos.

So war das Konzept auch hier angelegt. Vor 1.500 Jahren war SIE eine klare, selbstbewusste und offensichtlich starke Frau. SIE konnte selbst ein Schwert führen und war es nicht gewohnt, sich zu beugen. Zur Zeit der Gaya und Silla war das möglich. Damals hatten Frauen noch eine anderen Stand in der Gesellschaft. Der Konfuzianismus war erst im Kommen, daher noch nicht so verbreitet und fest etabliert wie im weiteren Verlauf der koreanischen Geschichte. SIE lässt sich von dem gut gebauten, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen bedächtig dahinschreitenden, arroganten Aristokraten nicht so einfach blenden. Damals zumindest.

Sieht man/frau jene vergangene Beziehung von IHR und IHM im Ganzen, dann hat diese eigentlich eine tolle Brisanz und emotionale Tiefe. Schade, dass dies nicht sorgfältiger ausgelotet, sondern uns nur in Fetzen präsentiert wurde.

SIE ist zwar auch ´heute´ ebenfalls relativ klar, einigermaßen selbstbewusst, sowie engagiert und stark in ihrem Beruf. Allerdings bleibt dieser Aspekt im Verlauf der Erzählung dann leider irgendwie auf der Strecke und versandet in einem hier und da fragwürdigen modernen Aufguss jener Lovestory von damals...

 

Zu schade!

 

PS:

Ich habe es selbst (noch?) nicht versucht, doch eigentlich müsste man/frau am Ende dann vielleicht wieder von vorne beginnen, denn nun könnten wir das Katz-und-Maus-Spiel ´heute´ mit dem Wissen, das wir jetzt von ´damals´ haben, vielleicht etwas anders erleben...

낮에 뜨는 달 - Naj-e tteuneun dal

Lit.: Der Mond, der bei Tag aufgeht

 

2023, 14 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:
-Kim Young-dae
-Pyo Ye-jin
-On Joo-wan
-Jung Woong-in
-Lee Geung-young

 

Plot:

Do-ha hatte vor 1.500 Jahren im Krieg zwischen Silla und Gaya die adlige Familie von Han Ri-ta und viele ihrer Landleute getötet. Han Ri-ta überlebt und will Rache an Do-ha üben. Das gelingt ihr nicht. Im Gegenteil, mit der Zeit verlieben sich die beiden ineinander - eine fatale Liebe, die mit dem Tod der beiden endet. Dabei ist Doha dazu verflucht, künftig als Geist mit seiner immer und immer wieder inkarnierenden, einstigen Liebe unsichtbar durch deren zahlreiche Leben zu wandeln.

 

Kang Young-hwa, eine engagierte, resolute und hilfsbereite Feuerwehrfrau, ist die aktuelle Inkarnation von jener Ri-ta aus Silla Tagen. Do-ha hängt nach wie vor als Geist in allem mit drin, was sie angeht. Doch da ergibt sich für ihn die Gelegenheit, in den Körper eines anderen zu schlüpfen und Ri-ta alias Young-hwa endlich wieder in Fleisch und Blut gegenübertreten zu können. Sollte sich ihm endlich die Chance bieten, dem Fluch ein Ende zu setzen und endlich Rache an seiner Liebsten zu nehmen?

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