KDrama nach Themen: Beispiele für KMovie
"Silmido" aus dem Jahr 2003 ist wieder mal ein KMovie, das als Kinofilm in Südkorea enorme öffentliche Wirkung erzeugt hat. Eine Produktion, die mit dramaturgischen Mitteln ein Stück bis dahin ungekannte südkoreanische Geschichte zum Leben erwecken konnte. Auf multimedialem Weg wurde der Öffentlichkeit ein vielleicht kleines, aber dafür recht krasses Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit ins Bewusstsein gebracht, das lange verschwiegen worden war. "Silmido" ist ein KMovie, das seine Mission erfüllen konnte - an der Kinokasse, in der Bevölkerung und in den Reihen jener Personen, die letztlich Entscheidungen treffen.
"Silmido" war als Kinofilm im eigenen Land offenbar gefragter als die Herr-der-Ringe Trilogie oder Titanic. Bis heute zählt das KMovie in Südkorea zu den erfolgreichsten Produktionen überhaupt. Die Besetzung ist dabei erstklassig. Im Mittelpunkt steht das Ausbildungscamp zur geheimen militärischen Sondereinheit 684 - ihre Soldaten, ihre Befehlshaber, die Trainings- und Lebensbedingungen. Am Ende sehen wir, wo das alles hinführt - die fatale Verwicklung damals von Militär, Innenpolitik und Außenpolitik sowie dabei stets an vorderster Front, doch hinter dem Vorhang mitmischend: der Geheimdienst.
Ambivalente Haltungen zu Gefühlen nationalen Verbundenheit werden da einander gegenübergestellt. Einerseits ein emotionaler Patriotismus aus der Verbundenheit zur persönlichen Herkunft und südkoreanischen Heimat, andererseits eine politisch eingeimpfte nationale Identität ´demokratischer Süden´ gegen ´kommunistischer Feind im Norden´. Einerseits bedingungsloser Gehorsam innerhalb der Befehlskette, andererseits gesunder Menschenverstand...
Es geht insgesamt äußerst deftig zur Sache und das geht schon an die Nieren. Die Männer bekommen dabei zunehmend Profil. Gewachsene Kameradschaft, Bromance und Respekt vor einander setzen Akzente in den Beziehungsdynamiken. Der Showdown ist aufwühlend. Für sanfte Gemüter ist das eher nichts.
Doch der Film zeigte Wirkung: 2010 ordnete das zentrale Bezirksgericht in Seoul an, dass nachträglich umgerechnet rund 188.000 Euro Entschädigung an die hinterbliebenen Familien der Mitglieder der Einheit 684 ausgezahlt werden - jene vergessene, verleugnete Einheit, um die es in "Silmido" geht. Das Gerichtsurteil kommt zu dem Schluss, nachdem es jenen Fall von damals nachträglich auf öffentlichen Druck hin offiziell untersucht hat: die Agenten von Silmido wären nicht ausreichend über die Härte und Gefahren des Trainingscamps aufgeklärt worden, die Trainingsbedingungen hätten ihre grundlegenden Menschenrechte verletzt und die Regierung damals (1971) hätte durch die Vertuschung der Ereignisse großes Leid über die Familien der Hinterbliebenen gebracht.
Randnotiz:
Der Filmtitel "Silmido" bezieht sich auf eine sehr kleine, eigentlich unbewohnte Insel im Gelben Meer, südwestlich von Incheon. Hier wurde (als Reaktion auf das misslungene nordkoreanische Attentat auf den südkoreanischen Präsidenten Park Chung-hee) zwischen 1968 und 1971 durch Veranlassung des Geheimdienstes eine militärische Sondereinheit gedrillt, die kein geringeres Ziel hatte, als nun ihrerseits ein Attentat auf den nordkoreanischen Präsidenten Kim Il-sung auszuüben. Die Umstände um die Einheit 684 sind nicht alle geklärt. Sicher ist: die Einheit wurde im April 68 (68-4) neu geschaffen und unter höchster Geheimhaltung auf der Insel Silmido unter schier unmenschlichen Bedingungen ausgebildet.
Für das Skript wurde einiges im Vorfeld aufwendig recherchiert. Die äußerst dünne Aktenlage konnte durch Interviews mit wenigen noch überlebenden Augenzeugenberichten ergänzt werden. Lücken wurden mit dichterischer Freiheit aufgefüllt. Beispielsweise ist nicht eindeutig geklärt, wie die Truppe tatsächlich rekrutiert worden war. Unter den speziell gedrillten Elitesoldaten waren jedoch offensichtlich auch welche mit Vorstrafen, wenn auch keine Schwerverbrecher. Das KMovie entschied sich letztlich in dichterischer Freiheit für das Narrativ, dass es sich dabei um todgeweihte Verbrecher handelte, die in ihrer Verzweiflung ohne Hoffnung auf eine alternative Zukunft diesen letzten Strohalm ergriffen hatten, Mitglied jener geheimen Einheit 684 zu werden.
Wie auch immer. Die drei Ausbildungsjahre auf Silmido trennte die Spreu vom Weizen. Wer sich nicht eignete, hat die qualvolle Tortur schlicht nicht überlebt. Als die Truppe dann fit für den Einsatz war, entschied die Regierung allerdings, von einem Mordanschlag abzusehen und stattdessen auf eine politische Lösung für ein friedliches Nebeneinander zu bauen. Was war geschehen? Die politische Haltung in der Nordkorea Politik hatte sich geändert. US Präsident Jimmy Carter hoffte auf eine friedliche Einigung. In Südkorea wurde der Leiter des Geheimdienstes gegen einen ausgewechselt, der ebenfalls auf diese friedliche Linie setzte. Das Bindeglied, das einen Dialog zwischen Norden und Süden eröffnen sollte, war das Rote Kreuz...
Was vielleicht nach außen respektabel klingt, bedeutete für die Truppe der 684 jedoch ihr sicheres Ende. Die Einheit musste aufgelöst werden, denn offiziell sollte es sie es so nie gegeben haben... Damit verloren jene 31 Elitesoldaten ihre Existenzberechtigung. Ihr Lebenssinn, für den sie die letzten 3 Jahre gelebt (oder besser überlebt) hatten, wurde mit Füßen getreten... Sie waren nicht mehr von Nutzen, im Gegenteil: störend. Sie sollten am besten spurlos verschwinden, doch die Verantwortlichen hatten die Rechnung ohne die von ihnen eigens gedrillten Kampfmaschinen gemacht... es kam zum Showdown. Daraufhin ging die Einheit 684 offiziell fälschlicherweise als Gruppe schwer bewaffneter Kommunisten in die Geschichte ein... bis 2003. Ab 2010 war es dann amtilich, dass es sich dabei um eine geheime, südkoreanische, militärische Elite-Sondereinheit gehandelt hatte, die einzig für ein Attentat an Kim Il-sung ausgebildet worden war, doch dann aus politischen Gründen kurzfristig spurlos ausgelöscht werden sollte...
실미도 - Silmido
Lit.: Silmido
2003, 135 Minuten
Hauptdarsteller*innen:
-Sol Kyung-gu
-Ahn Sung-ki
-Huh Joon-ho
-Jung Jae-young
Plot:
Für einige ausgewählte Häftlinge mit Todesstrafe bietet sich 1968 eine einmalige Chance. Als Soldaten der Sondereinheit 684 können sie doch noch zu Ruhm, Ehre und Freiheit kommen. Doch der Preis ist hoch. Es handelt sich um eine streng geheime Mission. Ihre Familien wissen nicht Bescheid, und die Männer selbst haben auch keine Ahnung, was sie auf der Insel Silmido erwartet. Vielleicht wäre die Todesstrafe doch die bessere Wahl gewesen, als für die Ehre und die Nation zu kämpfen? Doch jetzt ist es zu spät. Sie müssen da irgendwie durch, überleben, sich als Truppe zusammenraufen, auch wenn es schwer fällt, und diese Herausforderung meistern...