Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Von der Macht der Mächtigen

Encounter

Auf den ersten Blick würde man "Encounter" eher bei den Rom+/-Coms einordnen wollen. Das hätte sicherlich seine Berechtigung, denn im Mittelpunkt steht eine zarte Romanze. An warmen Zwischentönen sowie feinen Nuancen von Stimmungsbildern und visuellen, symbolischen und akustischen Stilelementen fehlt es dabei nicht. Das Tempo ist etwas erwachsener - es ist keine Teenie-Pace-Romance. Die Geschichte wird nicht laut, schrill und spektakulär, sondern eher schlicht und ruhig, aber stetig erzählt.

 

Hier geht es um eine beruflich erfolgreiche, wohlhabende, geschiedene Frau in den 30ern und einen ca. 10 Jahre jüngeren, freigeistigen und für sein Alter emotional erstaunlich reifen jungen Mann. Da wird schon mal vorsichtig mit gängigen Rollenklischees gebrochen. Die Frau bleibt als erfolgreiche CEO dennoch Frau inmitten der Männerdomäne und der Mann bleibt Mann, auch in der "schwächeren" Position (jung, nicht wohlhabend, Berufsanfänger und Angestellter bei seiner Herzdame). Dabei wird reichlich, aber subtil, mit den Widersprüchlichkeiten jongliert, was sich in den Personen emotional mal vor und mal hinter den Fassaden abspielt. 

 

Abgesehen von der Romance gibt dieses KDrama einmal mehr einen guten Einblick in die Jaebeol Konzernphilosophie, die Netzwerke aus Tochterunternehmen und die Bestechungskultur, wenn es um ihre Interessen geht. Diese Dynamiken, die das Handeln der meisten (außer letztlich der Hauptfiguren) bestimmen, werden "im Vorbeigehen" sehr anschaulich dargestellt. Daher hat "Encounter" bei mir seinen Platz im Themenfeld "Macht der Mächtigen". 

 

Mit Song Hye-kyo und Park Bo-gum hochkarätig besetzt, entwickelt "Encounter" seinen ganz eigenen, ruhigen Charme. Eine belebende Besonderheit: Schauplatz ist unter anderem Kuba. Nicht nur die Landesgrenzen werden verlassen, sondern im Übertragenen auch die kontrollierenden Zwänge auf der koreanischer Halbinsel. Stattdessen werden diese in symbolträchtigem Kontrast zum sinnlich, bunt und lebensfroh inszenierten Havanna pointiert - dort schlagen die Herzen der Protagonisten frei und unbeschwert.

남자친구 - Namjachingu

Lit.: Freund (im Sinne von ´Boyfriend´)

 

 

2019, 16 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

-Song Hye-kyo

-Park Bo-gum

-Jang Seung-jo
-Moon Sung-keun
-Nam Ki-ae
-Ko Chang-seok
-Kwak Sun-young
-Cha Hwa-yeon

 

Plot:

Nach einer kurzen, zufälligen, unvergesslichen Begegnung in Havanna, Kuba, gehen die beruflich erfolgreiche, aber einsame CEO Cha Soo-hyun, die geschäftlich in Havanna zu tun hat, und der aufgeschlossene Kim Jin-hyuk, der sich vor seinem Berufsstart eine Reise nach Kuba gönnen wollte, davon aus, dass sie sich nie wieder sehen.

 

Tatsächlich treffen sie sich alsbald in Seoul wieder. Er ist Berufseinsteiger in der PR Abteilung des renommierten Donghwa Hotel, sie die CEO der Hotelkette und seine Chefin. Das Hotel ist das einzige, das Cha Soo-hyun nach ihrer Scheidung von dem Jaebeol Erben Jung Woo-suk geblieben ist. Sie betreibt es mit viel Liebe zum Detail, Engagement und großem Erfolg, ist persönlich aber eher resigniert vom Leben. Bis heute machen ihr sowohl ihre leibliche Mutter als auch ihre Ex-Schwiegermutter das Leben schwer. Hinzu kommt ihr Ex-Ehemann, der sich wieder in ihr Leben drängen will. Wenn da nicht ihr liebevoller, aber politisch stark eingebundener Vater und der aufmerksame Fahrer, ein alter Freund ihres Vaters, wären...

 

Jin-hyuk´s geselliges Leben mit Familie und Freunden ist das Gegenteil. Er ist der Schwiegersohn, den sich Mütter wünschen würden: attraktiv, hilfsbereit, aufmerksam, freundlich, verbindlich und weltoffen. Weder hat er Erfahrung im Beruf, noch in der Liebe, doch in beiden Bereichen beweist er sehr schnell bewundernswerte Fähigkeiten und Reife.

 

Zwangsläufig - da Amor seinen Pfeil nun mal abgeschossen hat - kreuzen sich die Wege von Soo-Hyun und Jin-Hyuk immer wieder. Die Gefühle suchen und finden ihre Form im Spannungsfeld der standesgemäßen Verpflichtungen und der persönlichen Bedürfnisse. In seiner Unbefangenheit lässt sich Jin-hyuk von vermeintlichen Unwegbarkeiten nicht beeinträchtigen und steht zu seinen Gefühlen. Damit bringt er in Soo-Hyun das Eis zum Schmelzen und ihr Herz wieder zum Schlagen. Wenn da nicht die Familien wären... die meinen sich allesamt einmischen zu müssen. Die Mächtigen versuchen auf allerlei Weisen, ihre Macht auszuüben. Und es bedarf höchster Anstrengung, dem etwas entgegen zu setzen: sich darauf besinnen und erinnern, was wirklich wichtig ist im Leben. Das ist nicht Geld und das ist nicht Macht. Aufrecht sich selbst treu sein - nicht jemand anderem. Und am Ende ist "Encounter" dann doch auch eine Rom+/-Com ...

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