Bei "The Fiery Priest" ist man/frau gut und gerne im koreanischen Humor unterwegs. Der ist vielleicht gewöhnungsbedürftig. Für mich war er das. Beim ersten Anlauf war ich wohl noch nicht soweit und möglicherweise auch nicht in der Stimmung für derart gut aufgelegten, augenzwinkernd verschmitzten Spaß à la Korean Style. Ich hab es schon recht früh (wahrscheinlich schon nach der ersten Folge) aufgegeben. Beim zweiten Anlauf hingegen passte alles. Und aus Erfahrung kann ich inzwischen sagen: die Serie eignet sich hervorragend für Wiederholungstäter*innen. Beim darauf folgenden Serienvergnügen hatte ich sogar noch mehr Spaß... (Und ein nächstes Mal will ich auf keinen Fall ausschließen.)
Nichtdestotrotz. Koreanischer Humor ist schon speziell. Die Faszination der Gedärme spielt da beispielsweise eine große Rolle - in unterschiedlichster Weise immer gerne und oft zelebriert. Auch hier, in diesem KDrama. Ein großes Durcheinander und Aufgedrehtheit sind außerdem ein Muss. Statt bewährter ´Saloon-Prügelei´ westlicher Prägung wird hier wiederum bevorzugt mit durchchoreographierten ´Martial Arts´ aufgetrumpft.
Humor ist in "The Fiery Priest" Trumpf. Er bestimmt das Tempo, die Taktung, die Nuancen und das Ambiente. Slapstick, Situationskomik, Dialogwitz, Parodie, Ironie - dabei wird wenig ausgelassen. "The Fiery Priest" nimmt sich nicht allzu ernst. Die zentrale Storyline sagt schon alles: ein ehemaliger NIS Agent sorgt im Priestergewand für Ordnung und Gerechtigkeit. Selbst der Papst hat hier seinen kurzen Auftritt. Doch auch die im Land blühenden ´Sekten´ mit selbsternannten Erlösern.
Und doch hat das KDrama einige ernste Tonlagen zu bieten, die bei allem Klamauk stets mitschwingen. Der Handlungshintergrund ist mal wieder durch südkoreanisch bewährtes Gemauschel im Hinterzimmer zwischen Exekutive, Judikative, Politik und Verbrechen angeheizt. In Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklungen der einzelnen Figuren drängen sich im Vorbeigehen ebenfalls hier und da emotionale Momente auf - vergleichsweise dezent, aber doch wirkungsvoll.
"The Fiery Priest" spielt schließlich auch eine weitere Stärke der KDramen aus: Hier kann man/frau einiges an gut aufgelegter und dabei doch gefühlvoll erzählter Bromance und Womance erleben. (Romance gibt es dafür keine. Doch die muss keine/r vermissen.) Das, was die Bros und Sis sowie die differenziert eingebetteten Nebenplots an dramaturgischen Facetten gefühlvoll aufleben lassen, darf schon mal ans Herz gehen, hat dabei zwischen Soft Touch und Schlagkraft so manches zu bieten, und bereitet schlichtweg Freude. (Fantastische Darsteller*innen durchweg, übrigens.)
"The Fiery Priest" gelingt hier ein geradezu spektakulärer Drahtseilakt, indem das KDrama gut gelaunt, verschmitzt tänzelnd über einen unsäglichen Sumpf aus Ungerechtigkeiten, Bestechlichkeit, Machtmissbrauch und menschliche Gier balanciert. Göttlicher Zorn schlägt mit unverfrorenem Humor zu und heilt dabei im Vorbeigehen auch noch die verwundeten Seelen der schwarzen, grauen und geschorene Schäflein am Wegrand.
Dafür gibt es das Prädikat "wertvoll".
열혈사제 - Yeolhyeolsaje
Lit.: Heissblütiger Priester
2019, 20 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
-Kim Nam-gil
-Kim Sung-kyun
-Lee Hanee
-Go Jun
-Keum Sae-rok
-Jung In-gi
-Lee Moon-sik
-Kim Won-hae
Plot:
Der ehemalige NIS Agent Kim Hae-il schult nach einem traumatischen Auslandseinsatz um und wird als Michael Kim ins Priesteramt eingewiesen. Der seltsame, von offizieller Stelle als Selbstmord bezeichnete Tod seines langjährigen Mentors macht Michael hellhörig. Er hat zwar zur Sorge der Nonnen und Priesterkollegen einige Mühe, seine Aggressionsprobleme im Griff zu behalten, doch Michael lässt nicht locker und ermittelt auf eigene Faust (man/frau nehme das durchaus auch wörtlich...). Damit legt er sich mit Polizei, Staatsanwaltschaft, Verbrechern und Lokalpolitik an.
Egal, Michael lässt hat sich entschieden, der Gerechtigkeit zu dienen... Und letztlich gewinnt er mit seiner eigenwilligen Mischung aus Penetranz, Verantwortung als Priester und göttlichem Zorn doch einige beherzte Helfer, die ihn bei seiner Ermittlungstätigkeit unterstützen. Diese Mission konfrontiert ihn nicht nur mit den erbosten, einflussreichen Köpfen der Stadt, sondern letztlich sogar mit seiner eigenen Vergangenheit.