Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen

Historiendramen

Geschichtsunterricht auf die nette Art

Viele KDramen verankern ihre intriganten und oft romantischen Geschichten in einem historisch exotischen Kontext, der ihnen epische Tragweite verleiht. Selbst wenn nicht immer streng historisch exakt, bietet gerade die dichterische Freiheit reichlich Stoff für packende Dramen – und rückt geschichtliche Fakten, Figuren und Zusammenhänge in einem bekömmlich bunten, zeitgemäß vertonten Gewand ins Bewusstsein der heutigen Gesellschaft. Epochale Gestalten werden so mit neuem Leben gefüllt. Die koreanische Geschichte reicht weit zurück, und viele ihrer Heldengeschichten sind noch unerzählt – Historiendramen dürften also noch lange ein fester Bestandteil der KDrama-Landschaft bleiben.

 

Meist sind diese Serien in der Zeit der Joseon‑Dynastie (1392–1910) oder des Goryeo‑Reichs (918–1392) angesiedelt. Einige blicken noch weiter zurück, in die Ära der drei Königreiche Silla, Goguryeo und Baekje. Zunehmend finden jedoch auch Ereignisse der jüngeren Vergangenheit Beachtung – von der japanischen Kolonialherrschaft (1905–1945) bis zu kritischen Aufarbeitungen der Militärdiktatur. So rückte Youth of May (2021) die blutig niedergeschlagene Demokratiebewegung in Gwangju 1980 in den Fokus, während der Film 12.12: The Day (2023) den Militärputsch von 1979 beleuchtete.

 

Historische Dramen eröffnen einen reichhaltigen Zugang zu Kultur und Tradition Südkoreas – und damit auch zu dem aus der Geschichte gespeisten, starken Nationalgefühl. Über mehr als zwei Jahrtausende hinweg war das Land Bedrohungen durch Mongolen, Chinesen und Japaner ausgesetzt. Der Widerstand gegen Invasoren entwickelte sich zu einer identitätsstiftenden Kraft.

 

Intrigen am Königspalast erinnern nicht selten an die Machtspiele der heutigen Chaebol. Einflussreiche Herrschaftshäuser in luxuriösen Parallelwelten und der Palast als abgeschirmtes Universum versuchen einander zu kontrollieren und ihre Interessen durchzusetzen. Strategische Eheschließungen dienen dabei – bis heute – als diplomatisches Werkzeug, während einfache Menschen oft keine Rolle spielen. Selbst Gift im Essen taucht als dramatisches Leitmotiv auf.

 

KDramen machen westliche Zuschauer*innen mit der spezifischen Mode – markante Frisuren, Hüte, Mäntel – so vertraut wie europäische Historienformate mit Perücken und Gewändern des Mittelalters. Der erzählerische Fundus speist sich aus den Welten der Gisaeng (in Musik, Tanz und Lyrik ausgebildete Unterhalterinnen), der Kunst und Philosophie, der Kampfkunst, der Medizin, der Wissenschaft und des Palastlebens.

Besondere dramaturgische Reize entstehen durch Zeitsprünge: Wenn Figuren der Gegenwart unvermittelt in der Vergangenheit aufwachen oder umgekehrt, rücken Errungenschaften, Themen und Lebensumstände verschiedener Epochen unmittelbar an die Erfahrungswelt der Zuschauenden heran.

Grober historischer Abriss von 57 v. Chr. bis 1987

Zeit der drei Reiche Silla, Goguryeo und Baekje

 

Die Epoche der Drei Reiche lässt sich in eine frühe Phase (ca. 57 v. Chr. – 7. Jahrhundert n. Chr.) und eine Phase der Späten Drei Reiche bis zum frühen 10. Jahrhundert unterteilen. Das Silla‑Reich entwickelte sich zwischen 57 v. Chr. und 654 n. Chr. – neben Goguryeo im Norden und Baekje im Westen – zu einem der drei dominierenden Königreiche. Im Jahr 935 wurde Silla schließlich vom neu entstandenen Goryeo‑Reich abgelöst.

 

Goryeo

 

Von „Goryeo“ leitet sich die im Westen übliche Bezeichnung „Korea“ ab.

Goryeo wurde 918 von König Wang Geon (Taejo) im Norden der Halbinsel gegründet. 936 ging Goryeo im Rahmen der Machtkämpfe und des Niedergangs des Vereinigten Silla‑Reichs als Sieger hervor. Verwaltungsreformen sicherten dem Königshaus mehr Kontrolle über die Feudalherren. Das Herrschergeschlecht konnte sich rund 470 Jahre halten, bevor es 1392 von der Joseon‑Dynastie abgelöst wurde.

Joseon

 

Die Joseon‑Dynastie herrschte über 500 Jahre auf der koreanischen Halbinsel. 1374 setzte das Militär auf den letzten König der Goryeo‑Dynastie einen machtlosen „Schattenkönig“, während die eigentliche Autorität bei den Generälen lag. 1388 beauftragte General Choe Yeong seinen Untergebenen Yi Song‑gye mit der Rückeroberung der an die chinesische Ming‑Dynastie gefallenen Halbinsel Liaodong. Statt den Befehl auszuführen, verbündete sich Yi mit den Ming, stürzte Choe Yeong, ersetzte den Schattenkönig durch einen aus der Goryeo‑Blutlinie und zwang diesen 1392 zur Abdankung. Anschließend krönte er sich selbst zum König und begründete damit die neue Ära der Joseon‑Dynastie. Ihm folgten 26 Monarchen aus derselben Linie. Yi Song‑gye ging nach seinem Tod als König Taejo in die Geschichte ein. Ein gewaltsames Ende fand die Dynastie 1910 mit der Annexion Koreas durch Japan und der Abdankung des letzten Herrschers.

 

Unter Japanischer Herrschaft

 

Anfang des 20. Jahrhunderts weitete das Japanische Kaiserreich seinen Einfluss auf Korea stetig aus. 1905 wurde Korea zum japanischen Protektorat, 1910 schließlich unter dem Namen Chōsen als Kolonie annektiert. Bis heute bestehen Vorurteile japanischer Herkunft gegenüber Südkoreaner*innen, die ihren Ursprung in dieser Zeit haben. Damals verfolgte die japanische Regierung eine Politik der Zwangsassimilation: Die koreanische Kultur wurde unterdrückt, die Sprache als bloßer Dialekt des Japanischen herabgestuft und verboten. Koreaner*innen mussten Japanisch lernen.

Während des Zweiten Weltkriegs untersagte das Nationale Mobilisierungsgesetz Koreaner*innen den Zugang zu regulären Arbeitsplätzen. Stattdessen wurden sie zur Zwangsarbeit verpflichtet. Unter meist unmenschlichen Bedingungen starben schätzungsweise 60 000 Menschen. Mit Japans Kapitulation 1945 endete die Kolonialherrschaft.

 

Teilung in Republik Korea / Demokratische Volksrepublik Korea

Nach der Kapitulation Japans wurde Korea von den Siegermächten in zwei Besatzungszonen nördlich und südlich des 38. Breitengrades geteilt. Im aufkommenden Kalten Krieg geriet die Halbinsel zwischen die Interessen der USA und der Sowjetunion, später auch der Volksrepublik China. Am 15. August 1948 entstand im Süden die Republik Korea, am 9. September 1948 im Norden die Demokratische Volksrepublik Korea.

Am 25. Juni 1950 begann mit der nordkoreanischen Invasion der Koreakrieg. Der dreijährige Bruderkrieg forderte enorme Opfer: Schätzungsweise rund 1 Million Tote in Südkorea, etwa 2,5 Millionen in Nordkorea, rund 1 Million chinesische Opfer sowie etwa 40 000 Gefallene unter den UN‑Truppen. Nach langwierigen Verhandlungen trat am 27. Juli 1953 ein bis heute gültiger Waffenstillstand in Kraft. Er schuf entlang der Grenze eine rund 4 Kilometer breite Demilitarisierte Zone (DMZ).

 

Militärdiktatur und Demokratiebewegung in Südkorea

 

Militärdiktaturen und Putsche prägten die Nachkriegsgeschichte Südkoreas. 1961 übernahm das Militär unter General Park Chung‑hee durch einen Putsch die Macht und löste das Parlament auf. 1979 folgte ein weiterer Staatsstreich.

Ein besonders düsteres Kapitel war das Jahr 1980: Während die Bevölkerung für echte Demokratie auf die Straße ging, befürchtete das Militär, der Norden könne die innenpolitische Unsicherheit für eine Invasion nutzen. Im Mai 1980 kam es in Gwangju zu einem Massaker. Je nach Quelle wurden zwischen 154 und 2 300 Zivilist*innen getötet und viele weitere verletzt.

1981 wurde das Kriegsrecht aufgehoben, 1982 auch die seit 1961 geltende nächtliche Ausgangssperre. Doch Zensur blieb bestehen. Im Juni 1987 führten erneute Demonstrationen, vor allem aus den Reihen der Studierenden, zu politischen Reformen. Erstmals seit 1961 fanden wieder freie Wahlen statt, und seit 1988 genießen Südkoreaner*innen volle touristische Reisefreiheit.

Beispiele für historische KDramen und KMovies

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