KDrama nach Themen: Mehr Drama geht immer
Die Endless Love Series hat Geschichte geschrieben. Sie markiert den Beginn der koreanischen Welle. Es handelt sich bei dieser Serie um ein Set aus vier unabhängigen, jeweils eigenständigen Serien. Ihnen gemein ist jedoch der Regisseur Yoon Seok-ho. Sie erzählen alle vier von der ganz großen Liebe, die aber nicht sein darf. Dabei wurde jede Geschichte in einer der vier Jahreszeiten angesiedelt.
Grundsätzlich hätte ich die Endless Love Series natürlich auch unter "Rom +/- Com" listen können, denn es geht nun mal vorrangig um DIE große Liebe. Allerdings ist die Erzählweise so reichlich gespickt mit mal bösartigen, mal tragischen Wendungen – Makjang vom Feinsten –, dass ich sie unter "Mehr Drama geht immer" einordne.
Jedes der vier K-Dramen im Jahreskreis ist ein echter Klassiker. Auch wenn ich selbst "Spring Waltz" nicht sehen konnte, da ich bislang keine Version mit guter Qualität gefunden habe, so kann ich das für die anderen drei bestätigen. Jede Geschichte für sich ist unvergesslich eindrucksvoll gespielt und in Szene gesetzt. Sie markieren den Aufbruch des Genres als Exportschlager mit all seinen Qualitätsmerkmalen.
Indem die Geschichten jeweils in der Jugend der Hauptfiguren beginnen, bekommt man zudem einen Eindruck vom koreanischen Lifestyle und Alltag der späten 1980er und 1990er Jahre. Als ich die Serien zum ersten Mal sah, war ich mir der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse noch nicht klar, und manches schien mir sehr weit weg – es erinnerte mich eher an die Welt der alten Schwarz-Weiß-Filme der 1930er-Jahre, und das hat mich nachdenklich gestimmt. Das autoritäre Gebaren, die Entscheidungen der Protagonist*innen, die vorherrschenden Moralvorstellungen – all das konnte ich nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Heute kann ich das besser einordnen...
Interessant im Vergleich zu neueren Serienproduktionen scheint mir, dass die Figuren sich zu Beginn des neuen Jahrtausends zwar durch schicksalhafte individuelle Prozesse aus den Zwängen von Moral, Familie und Tabu befreien können (auch wenn der Weg dahin äußerst beschwerlich ist), aber gesellschaftlich gesehen ist es eigentlich nicht tolerierbar. Es bedarf gefühlt schier unmenschlicher Anstrengungen, um sich persönlich freizuschwimmen. In den neueren Serienproduktionen 15–20 Jahre später wird vieles zwar immer noch abgelehnt und lieber im Verborgenen gehalten, ist nicht gerne gesehen, aber immerhin möglich.
겨울연가 - Gyeouryeonga
Lit.: Winter Love Song
2002, 20 Folgen
Hauptdarsteller*innen:
-Bae Yong-joon
-Choi Ji-woo
Von "Winter Sonata" ging wohl der größte Impuls für die KWave aus: Zunächst schwappte die Welle in die asiatischen Nachbarländer und erreichte schließlich auch den Rest der Welt. "Winter Sonata" ist geradezu ein Blockbuster unter den KDramen – der Erfolg war enorm. Die Serie löste einen eigenen Fantourismus zu den Drehorten auf Nami Island, Geoje Island und in Chuncheon aus, der bis heute anhält. Auch der Soundtrack hat Geschichte geschrieben. Inzwischen existieren zudem eine Anime-Version der Story, eine Musical-Produktion sowie eine Manga- und eine PlayStation-Version.
Doch die Geschichte ist auch eindrucksvoll berührend erzählt und hingebungsvoll gespielt – in schönen Bildern und mit reichlich dramatischen Wendungen. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarsteller*innen stimmt einfach. Bae Yong-joon brilliert hier sogar in zwei Rollen gleichzeitig.
Plot:
Die Story ist natürlich dramatisch: Der introvertierte, aber talentierte Joon-sang, Sohn einer berühmten Pianistin, zieht ins ländliche Chuncheon, um mehr über seinen biologischen Vater herauszufinden. In seiner Klasse ist auch Yoo-jin, ein natürliches, anständiges junges Mädchen. Boy meets Girl, zarte Bande entwickeln sich über die Wintermonate – doch das Glück wird jäh und brutal durch einen Unfall beendet. Ende der Romanze!
Zehn Jahre später wird die Geschichte weitererzählt. Yoo-jin möchte inzwischen einen anderen ehemaligen Schulkameraden heiraten, trifft jedoch auf einen jungen Mann, Min-hyung, der sie sehr an Joon-sang erinnert. Dadurch gerät sie in Verwirrung. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf, wobei auch die alten Schulfreund*innen fleißig mitmischen. Yoo-jin und Min-hyung verlieben sich erneut. Unter schwierigen Bedingungen entstehen zarte Bande, verzaubert von der Winterlandschaft. Doch wieder stehen die Zeichen schlecht: Intrigen, Lügen, Geheimnisse, moralische Verpflichtungen – all das stellt sich ihnen in den Weg. Manche sagen, das Ende zählt zu den Highlights der K-Drama-Geschichte ... nun ja.
가을동화 - Gaeuldonghwa
Lit.: Herbstmärchen
2000, 20 Folgen
Hauptdarsteller*innen:
-Song Seung-heon
-Song Hye-kyo
-Won Bin
„Autumn In My Heart“ bildete den Auftakt der Endless Love Series und ist – wie die anderen drei Teile auch – ein Dauerbrenner. Zeitlos und stets aufs Neue herzerweichend angesichts der Härten und Ungerechtigkeiten des Lebens. Bittersüß, tragisch, voller Sehnsucht und doch Hoffnung.
Im Zentrum steht das Schicksal zweier Geschwister, die in Wahrheit gar keine sind – doch lange ahnt niemand davon. Erst ein Zufall bringt die Wahrheit ans Licht, und eine einzig folgenschwere Entscheidung verändert alles. Es folgen himmelschreiend gemeine Intrigen, die das Leben der beiden auf eine harte Probe stellen. Und doch bleibt da dieses unerschütterliche Band der Liebe, das – so sehr es auch beide verbindet – nicht sein darf. Selbst wenn man den Mut aufbrächte, sich gegen die Familie zu stellen, hält das Schicksal noch weitere Prüfungen bereit.
Makjang vom Feinsten: „Autumn In My Heart“ ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, inszeniert mit packender Intensität und zarter Melancholie. Jede Szene ist von großer Emotionalität getragen, jede Wendung lässt die Zuschauenden mitfühlen und -leiden. Ein Klassiker, der auch nach Jahren nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat.
여름향기 - Yeoreumhyanggi
Lit.: Sommerduft
2003, 20 Folgen
Hauptdarsteller*innen:
-Song Seung-heon
-Son Ye-jin
-Ryu Jin
-Han Ji-hye
Einen Eindruck vom Sommer in Südkorea vermittelt „Summer Scent“.
Hier spielt abermals Song Seung-heon die männliche Hauptrolle, während an seiner Seite Son Ye-jin den Beginn ihrer Karriere markiert.
Der Plot jongliert hier mit einem weitreichenden chirurgischen Eingriff – der Herztransplantation – und mischt darunter eine Prise „Zeit und Raum sind relativ“. Das Ganze poetisch erzählt, einprägsam gefilmt vor sommerlicher Kulisse und mit viel Herz gespielt.
Hier frisst sich obendrein der Soundtrack gnadenlos ins Herz der Zuschauer*innen: Schuberts Serenade, mal in deutscher Fassung, mal auf Koreanisch, mal instrumental, aber: immer wieder die Serenade... Warum? Nun, die Story steckt im Song.
Leise flehen meine Lieder
Durch die Nacht zu dir;
In den stillen Hain hernieder,
Liebchen, komm zu mir!
Flüsternd schlanke Wipfel rauschen
In des Mondes Licht;
Des Verräters feindlich Lauschen
Fürchte, Holde, nicht.
Hörst die Nachtigallen schlagen?
Ach! sie flehen dich,
Mit der Töne süßen Klagen
Flehen sie für mich.
Sie verstehn des Busens Sehnen,
Kennen Liebesschmerz,
Rühren mit den Silbertönen
Jedes weiche Herz.
Laß auch dir die Brust bewegen,
Liebchen, höre mich!
Bebend harr' ich dir entgegen!
Komm, beglücke mich!
(Musik: Franz Schubert / Text: Ludwig Rellstab)
Plot:
Die Schubert-Serenade verbindet Min-woo und seine Freundin, die allerdings bei einem Autounfall stirbt. Ihr Herz geht als Spende an Hye-won. Fortan, so scheint es, lenkt sie damit Hye-wons Wege und Worte hin zu Min-woo.
Er und Hye-won treffen sich erstmals zufällig auf einer Wanderung in den Bergen und kommen sich dabei unvergesslich näher. Ihre Wege kreuzen sich weiterhin, seltsame Zufälle häufen sich, und fast scheint es, als würde Min-woos Ex in Hye-wons Herz weiterleben und ihre Zellerinnerungen an Hye-won übermitteln. Jedenfalls sind beide, Min-woo und Hye-won, irritiert über ihre Gefühle füreinander.
Als dann schließlich herauskommt, wie die Herzspenderin und Min-woo zueinander standen, steht die tiefe, aber ambivalente Zuneigung zwischen Min-woo und Hye-won in Frage: Wer liebt hier wen? Eine besonders pikante Dreiecksgeschichte. (Naja, es sind sogar noch mehr, die gerne im Liebesleben von Min-woo und Hye-won mitmischen würden ...) Auch dieses KDrama sorgt bis zum Schluss mit Biegungen und Wendungen für Aufregung der (Zuschauer-)Gemüter ... um dann mit einem unvergesslich poetischen Ende aufzuwarten.
봄의 왈츠 - Bomui Walcheu
Lit.: Frühlingswalzer
2006, 20 Folgen
Hauptdarsteller*innen:
-Seo Do-young
-Han Hyo-joo
-Daniel Henney
-Lee So-yeon
„Spring Waltz“ ist das letzte KDrama der Endless Love Series. Diese Serie habe ich (noch) nicht selbst gesehen, da ich sie bisher nur in schlechter Bildqualität gefunden habe. Ich kann mir also kein eigenes Urteil erlauben, doch eigentlich habe ich nur Gutes darüber gelesen.
Eine Besonderheit: Hier wird südkoreanischer Boden verlassen. Die Serie spielt unter anderem in Österreich – in Hallstatt und Salzburg.