KDrama nach Themen: Von der Macht der Mächtigen
Mal wieder ein KDrama, das sich konsequent aus der Masse herauslöst. Hier wird nicht auf Effekte oder schnelle Wendungen gesetzt. „Walking on Thin Ice“ ist eine eigenwillige, intensive Produktion, die mit mutigen Figuren, klarem Stil und gesellschaftlicher Relevanz punktet – und als mehrdimensionales Drama über soziale Brüche und Rollenbilder nachwirkt.
Im Zentrum steht eine doppelte Frauenfigur, wie sie im koreanischen Fernsehen selten so ambivalent gezeichnet wird: Lee Young-ae verkörpert sowohl die scheinbar „perfekte“ Ehefrau und Mutter, die alles zusammenhält, als auch die kluge, talentierte, verletzte Frau, die sich nicht scheut, anzuecken und Entscheidungen zu treffen. In manchen Momenten erscheint sie ungelenk, naiv, fast idiotisch und man/frau will gar nicht hinsehen, dann wiederum blitzt immer mal wieder die kompromisslose Rächerin auf, die Lee Young-ae schon vor Jahren mit „Sympathy for Lady Vengeance“ unvergesslich gemacht hat.
Die Chemie mit ihrem Gegenspieler trägt die Serie. Zwischen Nähe, Misstrauen und Abgrund entsteht eine Spannung, die die Szenen auflädt.
Visuell und musikalisch ist „Walking on Thin Ice“ ein Statement: Kalte, abweisende Räume, harte, fast schmerzhafte Schnitte und ein stetig wiederkehrender Soundtrack, mit einem Groove, der treibt oder nonchalant pulsiert. Hier arbeiten Bild und Ton zusammen, um die Spannung körperlich spürbar zu machen – nicht nur zu erzählen, sondern zu fühlen.
Gesellschaftlich hält die Serie der südkoreanischen Realität den Spiegel vor: Die vermeintlich Anständigen, meist die Reichen, sind moralisch bankrott, leer und ohne Werte. Die Ehrlichen schuften, werden klein gehalten und für ihre Aufrichtigkeit verspottet. In dieser Welt reicht es nicht, ein guter Ermittler, eine gute Schülerin, eine talentierte Angestellte zu sein. Es reicht nie. Der viel beschworene Glanz Südkoreas entpuppt sich als trügerische Fassade. Die Drogen sind dabei nur das Vehikel, um die eigentlichen Risse – soziale Kälte, Klassenunterschiede, moralische Grauzonen – sichtbar zu machen.
Nichts ist eindeutig: Weder Drogenhandel, noch Polizei, Freundschaft oder Familie sind klar schwarz oder weiß.
Zwischen all der Schwere flackert schwarzer Humor auf – kleine, trockene Spitzen, ein vielsagender Blick, ein Schnitt, der das Drama kurz bricht. Genau diese Momente verhindern, dass alles in Bedeutungsschwere erstickt. Gerade diese halten das Ganze durchlässig und machen die Figuren lebendig.
„Walking on Thin Ice“ ist herb, direkt und schont niemanden. Ein Drama, das konsequent im koreanischen Kontext Geschlechterrollen, soziale Kälte und moralische Ambivalenz neu verhandelt. Unbequem, ehrlich und stilistisch kompromisslos.
Prädikat: wertvoll.
은수 좋은 날 - Eunsu Joeun Nal
Lit.: Eunsus guter Tag
2025, 12 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
- Lee Young-ae
- Kim Young-kwang
- Park Yong-woo
Plot:
Kang Eun-soo ist eine scheinbar gewöhnliche Hausfrau und Mutter, deren Mann an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Ihr Leben gerät völlig aus den Fugen als sie zufällig eine Tasche voller Drogen in Händen hält. Um seine teure Behandlung zu finanzieren, lässt sie sich auf ein verhägnisvolle Geschäftspartnerschaft mit "James" ein.
Gemeinsam verstricken sie sich in ein Netz aus illegalen Geschäften, während der erfahrene Ermittler Jang Tae-gu ihnen dicht auf den Fersen ist.