Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

The Dream Life of Mr. Kim

"The Dream Life of Mr. Kim" ist eine schonungslose, hyperrealistische KStudie über die Arbeitswelt – und die Kunst, Sympathie zu entwickeln. Voller Relevanz und emotionaler Herausforderung. Ein fiktionales Werk, das die harten, realen Bedingungen des Altersmobbing und der strukturellen Altersdiskriminierung in der südkoreanischen Arbeitswelt authentisch und zeitgemäß aufgreift. Die Thematik ist aktueller denn je.

 

Regie führte Lee Ji-won, bekannt für sozialkritisches Erzählen, und das Werk wurde in koreanischen Medien vielfach als authentisch und gesellschaftlich relevant diskutiert.

Ein zentrales Motiv ist der tiefe Graben zwischen den Generationen: Die traditionsbewusste ältere Generation (oft Gen X) arbeitet sich an der Loyalität zum Unternehmen auf, während die pragmatische MZ-Generation (Millennials und Gen Z) beruflichen Erfolg und Work-Life-Balance neu definiert. Beide Seiten kämpfen verbissen um knappe Ressourcen und Anerkennung, wie exemplarisch in der eindrucksvoll inszenierten Szene eines Konfliktgesprächs im Großraumbüro deutlich wird.

 

Kaum eine Serie verlangt dem Publikum viel Geduld ab, wenn es darum geht, emotionale Nähe zur Hauptfigur zu entwickeln. Mr. Kim begegnet uns nicht als Held, sondern als Inbegriff des "Kkondae" – ein von der Firmenloyalität geprägter, autoritärer Boomer-Typus, dessen Verhalten oft doktrinär, überheblich und abweisend wirkt. Gerade zu Beginn fällt es schwer, Sympathie für ihn zu empfinden. Vielmehr fragt man/frau sich immer wieder: Warum bleibt er in einem System, das ihn ausnutzt und entwürdigt? Warum tut er sich diese Demütigungen an?

 

Diese emotionale Distanz ist kein Zufall, sondern dramaturgisch meisterhaft platziert. Die Serie macht es dem Publikum schwer, sich auf Mr. Kim einzulassen. Sein autoritärer Stil, seine Borniertheit und die Unfähigkeit, sich der modernen Arbeitswelt anzupassen, führen zu Irritation und stellen die eigene Geduld auf die Probe. Erst allmählich wird nachvollziehbar, wie tief seine Opfer reichen: 25 Jahre hat er Familie, Freizeit und eigene Träume für den Konzern geopfert – ein Preis, der ihn vereinsamt und verbittert hat.

 

Die eigentliche Stärke der Serie liegt darin, dass sie dem Publikum einen Weg bahnt, von dieser anfangs fast undurchdringlichen Abwehrhaltung gegenüber Mr. Kim zu echter Empathie zu gelangen. Die Frage nach dem "Warum?" wird zur Triebfeder des Zuschauens: Warum hält er an alten Strukturen fest? Warum fällt es ihm so schwer, loszulassen? Dialoge mit jüngeren Kolleg*innen, die ihn konfrontieren, und die kühle, beinahe rituelle Entlassungsszene bilden Katalysatoren für seine innere Metamorphose.

 

Mr. Kim steht exemplarisch für eine Generation, die am eigenen Lebenswerk und an gesellschaftlichen Erwartungen zerbricht. Die Serie macht deutlich: Sein Wandel ist keine klassische Charakterentwicklung hin zu einem neuen Menschen, sondern eine schmerzhafte Rückbesinnung auf ursprüngliche Werte und auf Menschlichkeit, die im System verloren ging. Erst der Verlust seines Arbeitsplatzes zwingt ihn zur Selbstreflexion. Der mühsame Weg, sich jenseits seiner Visitenkarte zu definieren, sich den eigenen Fehlern zu stellen und Prioritäten neu zu ordnen, wandelt sein anfänglich abweisendes Wesen zu einer liebenswerten, widerstandsfähigen Person – langsam erinnert er, dass Arbeit nur Mittel zum Zweck ist - und nicht der Sinn des Lebens.

 

Gerade in der Verbindung von analytischer Schärfe und emotionaler Herausforderung liegt die große Wirkung von "The Dream Life of Mr. Kim". Die Serie verzichtet auf einfache Schuldzuweisungen und beleuchtet die Zwänge, denen sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmende ausgeliefert sind. Gleichzeitig fordert sie das Publikum heraus, eigene Vorurteile zu hinterfragen und Empathie auch dort zu entwickeln, wo es anfangs schwerfällt.

 

Herausragend in seiner hyperrealistischen Präsentation der gesellschaftlichen Missstände. Das KDrama verlangt Geduld: Mr. Kim ist alles andere als ein Sympathieträger, doch im Verlauf seiner schmerzhaft ehrlichen Entwicklung wird er zum Sinnbild für menschliche Würde in einer entmenschlichten Arbeitswelt. Wer sich auf diese Herausforderung einlässt, wird nicht nur mit gesellschaftlicher Erkenntnis, sondern auch mit einer tiefgreifenden, zutiefst menschlichen Geschichte belohnt.

 

Prädikat: besonders wertvoll.

 

Zum Hintergrund:

Altersmobbing und Altersdiskriminierung sind globale Probleme. Südkorea sticht jedoch durch ein einzigartiges System hervor, in dem diskriminierende Praktiken wie obligatorische Pensionierung und Gehaltskürzungen vor der Rente nicht nur kulturell bedingt sind, sondern durch das Gesetz gedeckt und institutionalisiert werden.

Ein internationaler Vergleichsindex von 15 OECD-Ländern ergab, dass Südkorea zwar in einer allgemeinen Kategorie von Altersdiskriminierung im Arbeitsalltag besser abschnitt als etwa die Türkei, aber die höchste Diskriminierungsrate bei der wirtschaftlichen Benachteiligung älterer Menschen aufwies. Internationale Menschenrechtsorganisationen fordern die Regierung daher auf, die Gesetzgebung zu reformieren, um den Schutz älterer Arbeitnehmer zu gewährleisten.

 

Ein paar für Südkorea spezifische Facts dazu:

  • Rentenalter ist nicht gleich Pensionsalter: Das Drama thematisiert indirekt die Lücke zwischen dem gesetzlichen Rentenalter (das oft bei 60 liegt) und dem tatsächlichen Pensionsalter (das oft erst später beginnt), was viele ältere Koreaner in eine finanzielle Notlage bringt. 
  • Legale Zwangspensionierung: Südkoreanische Gesetze erlauben eine obligatorische Pensionsgrenze ab 60 Jahren in Großkonzernen, ohne dass dies als Diskriminierung angefochten werden kann. In vielen anderen Ländern (wie den USA oder der EU) sind derartige generelle obligatorische Altersgrenzen in der Regel illegal, es sei denn, sie betreffen spezifische Berufe (z.B. Piloten).
  • "Peak Wage" System: Das gesetzlich unterstützte System, das Gehälter älterer Arbeitnehmer vor der Rente drastisch kürzt, ist eine spezifisch südkoreanische Praxis, die in westlichen Ländern unüblich ist. Human Rights Watch kritisiert diese Praktiken als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsnormen.

서울 자가에 대기업 다니는 김 부장 이야기 - 

Seoul Jagae Daegieop Danineun Kim Bujang Iyagi

Lit.: Die Geschichte von Abteilungsleiter Kim, der eine Eigentumswohnung besitzt und für eine große Firma in Seoul arbeitet

 

2025, 12 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

Ryu Seung-ryong

- Myung Se-bin

- Cha Kang-yoon

- Yoo Seung-mok

- Lee Shin-ki

 

Plot:

Kim Nak-su ist ein Manager mittleren Alters beim Telekommunikations-Konglomerat ACT. Nach 25 Jahren harter Arbeit hat er scheinbar alles erreicht, was den "koreanischen Traum" ausmacht: ein eigenes Haus in Seoul, eine Familie und eine angesehene Position. Er ist loyal, aber auch ein Produkt der starren, hierarchischen Konzernkultur.
Das Drama nimmt eine Wendung, als Kim plötzlich in einen Unternehmensskandal verwickelt wird und alles verliert, was er für wertvoll hielt: seinen Job, seinen Titel und fast seine Familie.
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