KDrama nach Themen: Von der Macht der Mächtigen
Für mich wirkt The Manipulated wie eine KDrama‑Annäherung an eine klassische Tom‑Cruise‑Produktion: hochglänzend, effizient, international anschlussfähig. Disney will den Rubel rollen sehen – und unterhaltungstechnisch macht die Serie vieles richtig. Tempo, Action, Inszenierung und Schauspiel greifen sauber ineinander. Das ist professionell, routiniert, wirkungsvoll.
Gerade darin liegt für mich aber auch das Problem. Die Serie räumt der Gewalt, der Grausamkeit und den kranken Fantasien einer völlig abgehobenen Superreichen‑Elite enorm viel Raum ein – und sie scheint sich stellenweise geradezu daran zu berauschen. Entmenschlichte Spiele, die jeden Bezug zur Realität verloren haben, werden nicht nur gezeigt, sondern ästhetisiert, zugespitzt, gehypt.
Natürlich ist der Protagonist dabei ein Opfer. Und natürlich navigiert er sich – genretypisch – sicher durch dieses Szenario. Das Leid ist real, aber nie existenziell gefährlich für die Erzählung. Am Ende bleibt das, was es ist: pure Unterhaltung. Effektiv, kalkuliert, konsumierbar.
Diese Form von Unterhaltung bedient vor allem ein westlich sozialisiertes, eher auch männliches Publikum. (Weibliche) Fans jedoch kommen ebenfalls auf ihre Kosten – nicht zuletzt, weil sie Ji Chang‑wook so nah wie möglich erleben dürfen. Sein Spiel ist erneut beeindruckend: weich und hart, verletzlich und kontrolliert, der Wandel glaubwürdig, die Präsenz unbestreitbar.
Wer genau diese Art von Hochglanz‑Thrill sucht, wird hier hervorragend bedient. Für mich persönlich geht das zu weit. Oder genauer: zu weit darin, wie diese Form von „Krankheit“ auf ein Podest gehoben wird – nicht aus Notwendigkeit, sondern für Einschaltquoten.
Eine Botschaft jenseits der reinen Wirkung? Für mich: keine.
The Manipulated liefert genau das, was der globale Markt fordert: Hochglanz-Action ohne Reibungsverlust. Wer perfekte Unterhaltung sucht, wird bedient. Wer die emotionale Tiefe und kulturelle Eigenheit sucht, die das KDrama einst groß gemacht haben, findet hier nur noch eine glattpolierte Oberfläche.
The Manipulated ist kein Drama zum Fühlen, sondern eine Maschine zum Gucken. Professionell choreografiert, moralisch jedoch so hohl wie die Welt der Superreichen, die sie porträtiert.
Epilog – Spurensuche
Es wäre dennoch lohnenswert, die Motive der abgehobenen Superreichen, des Antagonisten und der eigentlichen Täter*innen genauer zu betrachten. Gerade im Kontext des KDrama, das selbst scheinbar stereotype Strukturen oft mit überraschender Ironie oder emotionaler Tiefe bricht, ließe sich fragen, ob diese Figuren tatsächlich nur Projektionsflächen für Eskalation sind – oder ob sie ungewollt mehr über Macht, Entfremdung und Verantwortung erzählen, als die Serie offen ausformuliert.
Die Gewaltspiele der Eliten wirken so überzeichnet, so entkoppelt von jeder Form von Menschlichkeit, dass sie beinahe karikaturesk werden. Man könnte sie als Spiegel einer durchkommodifizierten Gesellschaft lesen, in der selbst Grausamkeit zur Ware wird – konsumierbar, ästhetisiert, entleert. In dieser Lesart wäre die Leere der Antagonisten kein Zufall, sondern Symptom: Macht ohne Bindung, Reichtum ohne Verantwortung, Spiel ohne Konsequenz.
Vielleicht liegt der gesellschaftskritische Gehalt – sofern man ihn überhaupt finden möchte – weniger in der Handlung selbst als im Kontrast zwischen Hochglanz‑Inszenierung und innerer Verwüstung. Zwischen der makellosen Oberfläche und den Abgründen der Figuren öffnet sich ein Raum, in dem westliche Thriller‑Klischees zwar übernommen, aber zugleich ungewollt entlarvt werden. Das augenzwinkernde Motto „Das KDrama kann halt nicht anders, selbst wenn es westlich will“ ließe sich hier als leiser Kommentar lesen: als Hinweis darauf, dass die Form zwar importiert ist, die emotionale Leere jedoch sichtbar bleibt.
Ob diese Brüche bewusst gesetzt sind oder lediglich Nebenprodukte einer auf maximale Wirkung getrimmten Produktion, bleibt offen. The Manipulated lädt nicht aktiv zur Reflexion ein – aber sie erlaubt sie im Nachhinein. Die Frage, die bleibt, richtet sich weniger an die Serie als an ihr Umfeld: Ist sie reine Konsumware, oder zeigt sie – vielleicht unfreiwillig – ein Bild jener gesellschaftlichen Leere, aus der sie selbst hervorgegangen ist?
조각도시 - Jogakdosi
Lit.: Die zerlegte Stadt
2025, 12 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
- Ji Chang‑wook
- Doh Kyung‑soo
- Kim Jong‑soo
- Jo Yoon‑su
Plot:
Park Tae‑jung führt ein unauffälliges Leben, bis er plötzlich eines schweren Verbrechens beschuldigt und zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Im Gefängnis erkennt er, dass seine Verurteilung Teil einer gezielten Manipulation war – inszeniert von mächtigen Akteuren, die im Hintergrund ein perfides Spiel aus Kontrolle, Gewalt und Täuschung betreiben.
Er setzt alles daran, die Fäden dieser Inszenierung zurückzuverfolgen und sich an jenen zu rächen, die sein Leben systematisch zerstört haben.