Unterwegs im Koreanischen
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Revolver

„Revolver“ schickt eine ehemalige Polizistin auf einen Rachefeldzug?

Lasst alle Erwartungen fahren.

 

Krimi, Psychothriller, Action, Spannung – Konzepte, wie diese, wollen zu „Revolver“ nicht so recht passen. Das KMovie ist wie ein ´Film noir´ mit Slice-of-Gangnam-Life und dabei in mehrfacher Hinsicht authentisch südkoreanisch. Die Protagonist*innen bewegen sich im Umfeld der Parallelwelt der privaten Elite-Clubs – einem Milieu, in dem andere Regeln gelten. Bestechung, Drogen… und ist einer nicht willig, dann folgt eben Gewalt. Was auf den ersten Blick verführerisch schillernd lockt, erweist sich bei genauerem Hinsehen als eher krank und düster. Es scheint, als hätten hier alle ihre Seelen verloren und/oder verkauft.

 

Die Story ist tatsächlich in das Gewand eines Rachefeldzuges gehüllt. Doch die Rächerin hat es nicht eilig und der Spannungsbogen hält sich lange Zeit recht entspannt bedeckt, bevor sich alles in einem geradezu grotesken Showdown entlädt. (Auch der Revolver.)

 

Die Figuren in „Revolver“ erschließen sich uns nur bedingt. Sie sind unzugänglich, nicht wirklich gefällig. Wir können keine/n so richtig verstehen, bekommen allenfalls Häppchen für eine Ahnung, was sie antreibt, was sie ausmacht, was sie fühlen und wer sie sind. Alle sind Täter und Opfer zugleich, mehr schlecht als recht, weniger weiß als schwarz, und doch weder noch. Ihre Ambivalenz ist es, die den eher flachen Spannungsbogen immer wieder auflädt und in Schwingung versetzt. Aus den widersprüchlichen Regungen, die durch die messerscharf pointierten Protagonist*innen laufend aufs Neue geweckt werden, schöpft „Revolver“ seine originelle, stellenweise skurrile Dynamik. Keine der Figuren will vom Publikum gern gehabt werden. Alle machen ungerührt ihr Ding. 

 

Ist das KMovie also zu empfehlen? In seiner radikal eigenwilligen, spröden Art wirkt die Produktion (zumindest auf mich) noch lange eindringlich nach. „Revolver“ brennt sich langsam, aber stetig, ins Fleisch der Erinnerung. Der Film ist kantig, nicht glatt. Er lässt Fragen im Raum stehen, die er nie beantworten wollte. Er liefert, aber nicht das Übliche. Er ist gut. Aber: nicht für jede/n und nicht für jede Stimmung. Es sind die Charaktere, die hier den Unterschied machen – nicht die Story. Und doch kreieren gerade diese Charaktere die Story.

 

Starke Schauspieler*innen verkörpern eindrucksvoll widersprüchliche Figuren in einem geradezu perfiden sozialen ´Aquarium´. Letztlich verdient dieses eindringlich gezeichnete Milieubild das Prädikat „wertvoll“.

리볼버 - Ribolbeo

Lit.: Revolver

 

114 Minuten, 2024

 

Hauptdarsteller*innen:        

- Jeon Do-yeon

- Ji Chang-wook

- Lim Ji-yeon

 

 

Plot:

Polizistin Soo-young steht vor der Erfüllung ihres Traumes: eine Wohnung in einem der unzähligen Gangam Apartmenthäuser. Da wird sie unvermittelt in einen Fall hineingezogen, in dem es um hohe Summen von Bestechungsgeldern geht. Sie soll ihren unschuldigen Kopf für andere hinhalten. Die Belohnung: eine hohe Summe Schmerzensgeld, wenn sie die Haftstrafe abgesessen hat.

 

Nach den zwei Jahren will jedoch plötzlich keiner für die Auszahlung zuständig sein. Und ihr Apartment ist zudem weg. Soo-young macht sich auf die Suche nach dem, was ihr zusteht, doch das gefällt einigen überhaupt nicht.

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